Dieser Kurstext ist ein Auszug aus unserem Onlinekurs: WT2 – Kennzeichnung von Werkstoffen
In diesem Kurstext erklären wir dir alles Wissenswerte rund um das Thema Legierte Stähle für deine Weiterbildung zum Techniker. Dabei unterscheiden wir in diesem und dem kommenden Kurstext zwischen niedriglegierten und hochlegierten Stählen.
“Bei niedriglegierten Stählen darf der prozentuelle Masseanteil der gesamten Legierungselemente einen Gehalt von 5 % nicht überschreiten.”
![[INFO3] WT2 - Legierte Stähle 1 Legierter Stahl](https://technikermathe.de/wp-content/uploads/2020/08/wt2-07-legierter-Stahl-2.jpg)
Legierte Stähle – Grundlegendes
Bei legierten Stählen darf der prozentuelle Masseanteil der gesamten Legierungselemente einen Gehalt von 5 % nicht überschreiten.
Dabei ist in erster Linie nicht entscheidend ob es sich um ein oder mehrere Legierungselemente handelt, sofern in Summe der Grenzwert nicht überschritten wird.
- Legierte Stähle haben nur eine geringe Wärmeleitfähigkeit
Legierte Stähle haben eine gute Zugfestigkeit
Die Legierungselemente sorgen unter anderem dafür, dass der Stahl härter und korrosionsbeständiger wird.
Wir könnten legierten Stahl unterscheiden in niedriglegierten (diese Lektion) und hochlegierten (nächste Lektion) unterscheiden.
Du kannst dir merken:
- Niedriglegierter Stahl: Anteil der Legierungselemente max. 5 %.
- Hochlegierter Stahl: Anteil der Legierungselemente mind. 5 %.
Es gilt:
- Soll ein Stahl besonders hart und verschleißfest sein, so wählt man einen niedriglegierten Stahl.
- Soll ein Stahl besonders zugfest und temperaturbeständig sind, so wählt man einen hochlegierten Stahl.
Legierte Stähle – Kennzeichnung
Das C, welches das chemische Symbol für Kohlenstoff ist, wird nicht in der Werkstoffkennzeichnung aufgeführt. Es wird lediglich die Konzentration an Kohlenstoff angegeben. Die Legierungselemente werden jedoch aufgeführt und auch ihr prozentueller Gehalt wird erwähnt.
Sortierung der Legierungselemente
Die Reihenfolge der Legierungssymbole und der danach folgenden Konzentrationsangaben zu den Legierungsgehalten erfolgt in beiden Fällen in absteigender Konzentration.
Als Betrachter weiß man dann sofort, dass das zuerst genannte Element auch gleich das Hauptlegierungselement ist.
Ist der Gehalt zweier Legierungselemente identisch, so wird alphabetisch sortiert.
Der Vorteil dieser Kennzeichnung liegt besonders darin, dass man auf einen Blick direkt aussagen zu den Legierungselementen treffen kann. Somit ist der Werkstoff eindeutig zu bezeichnen.
Werkstoffkennzeichnung – niedriglegierter Stahl
In der nachfolgenden Abbildung siehst du die Vorgehensweise bei der Kennzeichnung von legierten Stählen.
Legierte Stähle – Faktoren der Legierungsgehalte
Je nach Legierungselement wird bei der Angabe des Gehalts ein anderer Multiplikationsfaktor gewählt. Auf die Angabe des Kohlenstoffgehalts, der immer mit dem Wert 100 multipliziert angegeben wurde, können wir uns jetzt nicht mehr verlassen.
Legierungselemente mit dem Faktor 1/4
Alle Legierungselemente dieser Gruppe werden bei der Angabe mit dem Faktor multipliziert. Danach hat man ausgehend von dem Wert der Werkstoffkennzeichnung die Prozentuale Angabe des Legierungselements.
Zu der Gruppe zählen:
- Cr = Chrom
- Co = Kobalt
- Mn = Mangan
- Ni = Nickel
sowie
- Si = Silicium
und
- W = Wolfram
In Fachkreisen hat sich ein Merksatz etabliert, der dir wohlmöglich hilft:
Chrom (Cr) konnte (Co) man (Mn) nicht (Ni) sicher (SI) wahrnehmen (W).
Legierungselemente mit dem Faktor 1/10
Alle Legierungselemente dieser Gruppe werden bei der Angabe mit dem Faktor multipliziert. Danach hat man ausgehend von dem Wert der Werkstoffkennzeichnung die Prozentuale Angabe des Legierungselements.
Zu der Gruppe zählen:
- Al = Aluminium
- Be = Berrylium
- Cu = Kupfer
- Mo = Molybdän
- Nb = Niob
- Ta = Tantal
- Ti = Titan
- V = Vanadium
sowie
- Pb = Blei
und
- Zr = Zirkonium
In Fachkreisen hat sich ein Merksatz etabliert, der dir wohlmöglich hilft:
Alle (Al) Berliner (Be) Zitronen (Zr) Kuchenstücke (Cu) mobilisieren (Mo) neben (Nb) Tanten (Ta) und Buben (Bu) auch plumpe (Pb) Verwandte (V). Oder anteilig: AlCuMoTaTiV.
Legierungselemente mit dem Faktor 1/100
Alle Legierungselemente dieser Gruppe werden bei der Angabe mit dem Faktor multipliziert. Danach hat man ausgehend von dem Wert der Werkstoffkennzeichnung die Prozentuale Angabe des Legierungselements.
Zu der Gruppe zählen:
- P = Phosphor
- S = Schwefel
- N = Stickstoff
sowie
- C = Kohlenstoff
und
- Ce = Cer
In Fachkreisen hat sich ein Merksatz etabliert, der dir wohlmöglich hilft:
Peter (P) spielt (S) nur (N) chinesisches (C) Cello (Ce)
Videoclip: Legierte Stähle
Im nächsten Video findest du noch mal eine Zusammenfassung des Kurstextes und zusätzliche Informationen zum Thema.
Legierte Stähle – Verwendung
Die legierten Stähle werden aufgrund ihrer anpassbaren Eigenschaften durch Legierungselemente besonders gerne eingesetzt.
Denn in folgenden Bereichen werden sie bevorzugt eingesetzt:
Energieversorgung:
Bei Bohrungen nach Gas setzt man legierte Stähle für Rohre ein, denn so können sie besonders gut Druckbelastungen aushalten.
Maschinenbau:
Lager und Kugellager werden aus legierten Stählen erzeugt, da sie besonders widerstandsfähig gegenüber Rollkontaktermüdung und Rissbildung sind.
Bauindustrie
Legierte Stähle werden sehr gerne für den Bau von Gebäuden eingesetzt, beispielsweise als Stahlträger, da sie korrosionsbeständig sind.
Schienenverkehr
Legierte Stähle mit Elementen wie Nickel oder Mangan werden aufgrund der besonderen Härte für Eisenbahnschienen verwendet.