Dieser Kurstext ist ein Auszug aus unserem Onlinekurs: PH4 – Einführung in die Kinetik
In dieser Lerneinheit behandeln wir die Energieverluste infolge von Reibungskräften (auch: Reibungsverluste).
Es tritt immer dann Reibung auf, wenn Körper aufeinander haften, gleiten oder rollen. Die Kräfte die zwischen den Körpern wirken werden als Reibungskräfte bezeichnet. Die wirkenden Reibungskräfte sind immer so gerichtet, dass sie der Bewegung entgegenwirken und damit die Bewegung hemmen oder sogar verhindern (Haftung).
Grund für das Entstehen von Reibungskräfte ist die Oberflächenbeschaffenheit von Körpern. Je rauer ein Körper ist, desto mehr Reibung tritt auf.
Ein Körper auf einem zugefrorenen See weist demnach weniger Reibung auf, als ein Körper auf einer gepflasterten Straße.
Energieverlust
Reibungskräfte verrichten längs eines Weges s eine Reibungsarbeit WR:
Diese Reibungsarbeit führt zu einem Verlust an mechanischer Energie in derselben Höhe:
Wir können diesen Energieverlust auch als Reibungsverlust Ereib bezeichnen. Die mechanische Energie eines Systems wird also durch Reibung reduziert.
Videoclips – Potentielle und Kinetische Energie auf schiefer Ebene
In den folgenden Videos zeige ich dir, wie du potentielle und kinetische Energie bei einer schiefen Ebene berücksichtigen kannst. Wir betrachten hier einmal den Fall ohne und einmal mit Reibung!
Schauen wir uns dazu mal ein Beispiel an.
Für das folgende ausführliche Beispiel benötigst du die Gleichungen für die Berechnungen an der schiefen Ebene (Reibungskraft und Normalkraft).
Beispiel 1: Reibungsverlust an der schiefe Ebene
Zunächst berechnen wir die potentielle Energie des Körpers. Hierzu müssen wir die senkrechte Höhe h = 2m heranziehen:
Was passiert ohne Reibung?
Die Kiste rutscht die schiefe Ebene herab. Dabei wandelt sich die potentielle Energie vollständig in kinetische Energie um. Am Ende der schiefen Ebene weist also die Kiste eine kinetische Energie auf von:
Was passiert mit Reibung?
Der Körper rutscht die schiefe Ebene herab. Dabei tritt Reibung zwischen der Kiste und der schiefen Ebene auf. Der Reibungskoeffizient beträgt μ=0,15. Die Reibungskraft beträgt damit:
Infolge der Reibungskraft wird Reibungsarbeit verrichtet, die auch gleichzeitig den Energieverlust angibt:
Der Energieverlust beträgt damit 1.098,74 Joule. Die kinetische Energie am Ende der schiefen Ebene ist in diesem Fall nicht mehr gleich der potentiellen Energie am Beginn der schiefen Ebene, da durch die Reibung Energie verloren geht. Die Reibung führt dazu, dass die Energie in Wärmeenergie umgewandelt wird, welche dann an die Umgebung abgegeben wird. Für die Berechnung der kinetischen Energie müssen wir also den Energieverlust berücksichtigen:
Am Ende der schiefen Ebene weist die Kiste noch kinetische Energie in Höhe von 863,26 Joule auf.
Beispiel 2: Reibungsverluste bei ebener Strecke
Wie weit (in Meter) kann das Auto rollen, wenn der Reibungskoeffizient mit gegeben ist?
Zunächst berechnen wir die SI-Einheiten:
Wir können jetzt die kinetische Energie bestimmen, die das Auto zu Beginn des Rollens besitzt:
Das Auto kommt dann zum Stehen, wenn die kinetische Energie und die Reibungsverluste gleich groß sind. Dann steht das Auto, da es keine Bewegungsenergie mehr aufweist. Die kinetische Energie wurde dann komplett in Wärmeenergie umgewandelt und an die Umgebung abgegeben.
Wir müssen nun also die Reibungsverluste und die kinetische Energie gleich setzen:
Die Reibungsverluste werden wie folgt berechnen:
Gesucht ist hier der Weg s, bei welchem kinetische Energie und Reibungsenergie gleich groß sind und das Auto zum Stehen kommt. Dafür müssen wir aber erst die Reibungskraft FR berechnen:
Die Normalkraft ist bei einer horizontalen Ebene gleich der Gewichtskraft:
Einsetzen in die obige Gleichung ergibt:
Auflösen nach s:
Nachdem der Motor ausfällt rollt das Auto noch einen Weg von 262,23 Meter und kommt dann zum Stehen.