Dieser Kurstext ist ein Auszug aus unserem Onlinekurs: WT2 – Kennzeichnung von Werkstoffen
In diesem Kurstext erklären wir dir alles Wissenswerte rund um das Thema Kunststoffkennzeichnung für deine Weiterbildung zum Techniker.
„Die Kennzeichnung von Kunststoffen erfolgt nach einem ähnlichen Schema wie die Kennzeichnung von metallischen Werkstoffen, mit dem Unterschied, dass die Kennzeichnung andere Eigenschaften und Informationen beinhaltet.“
![[INFO3] WT2 - Kunststoffkennzeichnung 1 Kunststoffkennzeichnungen - Überblick](https://technikermathe.de/wp-content/uploads/2020/08/wt2-14-Kunststoffkennzeichnung-3.jpg)
Kunststoffkennzeichnung– Grundlegendes
Die Kennzeichnung von Kunststoffen erfolgt durch eine Zahlen-Buchstaben-Kombination. Eine genauere Beschreibung populärer Kunststoffe findest du für ausgewählte Variante in folgenden Normen:
DIN 16776-1: 1984-12 – Polyethylen (PE)
sowie
DIN 16774-1: 1984-12 – Polypropylen (PP)
und
DIN 7744-1: 1986-07 – Polycarbonat (PC)
Wie du bereits weißt, ist Kunststoff nicht gleich Kunststoff. Es gilt verschiedene Arten zu unterscheiden und speziell für das Recycling ist die Kenntnis der genormten Kurzzeichen besonders wichtig.
Diese Kurzzeichen benennen den hauptsächlich im Produkt enthaltenen Kunststoff.
Kunststoffkennzeichnung auf Verpackungen
Neben der Nennung des Kunststoffes, wie beispielsweise PET für Polyethylenterephtalat sowie PVC für Polyvinylchlorid wird auf Verpackungen eine Zahl (1-7) mit einem umgebenden Dreieck aus Pfeilen (Pfeildreieck) angegeben. Darüber hinaus ist auf der Unterseite der Verpackung zusätzlich ein Code und Kürzel zu finden.
In der nächsten Abbildung siehst du diese Darstellung:
Videoclip: Kunststoffkennzeichnung bei Verpackungen
Kunststoffkennzeichnung von Baumaterialien
Im Baubereich wird neben anderen polymeren Baustoffen häufig PVC (Poly-Vinyl-Chlorid) eingesetzt. Anders als auf Verpackungen müssen die meisten Kunststoffprodukte nicht gekennzeichnet werden.
Produkte, die oft keine Kennzeichnung aufweisen aber aus Kunststoff bestehen sind:
Fensterrahmen, Tapeten, Dachrinnen (Gartenhäuser), Fußbodenleisten, Regenrohre sowie viele weitere Produkte.
Jedoch existieren auch Baumaterialien, wie Abwasserrohre, die gekennzeichnet werden.
- Orangebraunen Rohre = PVC
- Graue sowie grüne Rohre = PP
Videoclip: Kunststoffkennzeichnung bei Baumaterial
Kunststoffkennzeichnung von PE, PP und PC
Die Kennzeichnung von Kunststoffen wie oben aufgeführt hilft dem Verbraucher dabei, zu verstehen, was er gerade gekauft hat.
Für einen Techniker ist diese Bezeichnung jedoch ungenügend.
Die gesamte Kennzeichnung eines Kunststoffes besteht aus 10 Positionen, so wie in der nächsten Abbildung dargestellt:
Kunststoffkennzeichnung – Bereiche der Kennzeichnung
Hinter jeder Position steht eine Größe oder ein Merkmal, dass die Eigenschaft des Kunststoffes indirekt beschreibt.
Je nach Kunststoffart werden an den unterschiedlichen Positionen andere Eigenschaften erfasst.
An der 7. Position der Kennzeichnung steht der Schmelzindex für PE und PP. Wenn es sich jedoch um einen PC-Werkstoff handelt wird hier die Kerbschlagzähigkeit angegeben.
Kunststoffkennzeichnung – Namen (1.Position)
Zu Beginn der Kennzeichnung steht immer das Kürzel des polymeren Werkstoffes:
Hier steht das Kürzel des jeweiligen Kunststoffs
- PE = Polyethylen
- PP = Polypropylen
sowie
- PC = Polycarbonat
Zusätzliche Kunststoffkennzeichnung für PP (2. Position)
Hier erfolgt eine zusätzliche Angabe ausschließlich für den Kunststoff Polypropylen (PP).
- H = Homopolymerisate des PP
- B = Thermoplastische Block-Copolymerisate
sowie
- R = Thermoplastische statische Copolymerisate
und
- Q = Kombination aus H, B und R.
Anwendung (3. Position)
Hier wird eine Angabe zur Anwendung festgehalten mit Hilfe eines Buchstaben.
- B = Blasformen
- C = Kalandieren
- D = Schalplattenherstellung
- E = Extrudieren (Rohre)
- F = Extrudieren (Folien)
- G = Anwendung für allgemeine Zwecke
- H = Beschichtungen
- K = Kabelisolierungen, Drahtisolierungen
- L = Monofilextrusion
- M = Spritzgießen
- Q = Pressen
- R = Rotationsformen
- S = Pulversintern
- T = Bandherstellung
sowie
- X = Frei von Angabe
und
- Y = Herstellung von Fasern
Additive (4. Position)
An dieser Stelle steht eine Angabe zum Additiv welches eingesetzt wird mit einem Buchstaben.
- A = Verarbeitungsstabilisator
- B = Antiblockmittel
- C = Farbmittel
- D = Pulver
- E = Treibmittel
- F = Brandschutzmittel
- G = Granulat
- H = Wärmealterungsstabilität
- K = Metalldesaktivator
- L = Lichtstabilisator
- N = Naturfarben
- P = Schlagzäh
- R = Entformungshilfsmittel
- S = Gleitmittel, Schmiermittel
- T = erhöhte Transparenz
- W = Hydrolysestabilisator
- X = vernetzbar
sowie
- Y = erhöhte elektrische Leitfähigkeit
und
- Z = Antistatikum
Stoffeigenschaft – Dichte (PE) , Isotaxie (PP), Viskosität (PC) – (5. Position)
Je nach Kunststoffsorte wird hier eine andere Eigenschaft festgehalten.
Polyethylen = Dichte
Polypropylen = Isotaxie
Polycarbonat = Viskositätszahl
Die genaue Auflistung findest du nachfolgend:
Dichte in für Polyethylen:
- 15 = bis 0,917
- 20 = 0,917 – 0,922
- 25 = 0,922 – 0,927
- 30 = 0,927 – 0,932
- 35 = 0,932 – 0,937
- 40 = 0,937 – 0,942
- 45 = 0,942 – 0,947
- 50 = 0,947 – 0,952
- 55 = 0,952 – 0,957
sowie
- 60 = 0,957 – 0,962
und
- 65 = mehr als 0,962
Isotaxie (in Masseanteil in Prozent) für Polypropylen:
- 95 = > 90 – 100
- 85 = > 80 – 90
- 75 = > 70 – 80
sowie
- 65 = > 60 – 70
und
- 55 = > 50 – 60
Viskositätszahl für Polycarbonat (PC)
- 46 = bis 46
- 49 = > 46 bis 52
- 50 = > 52 bis 58
- 61 = > 58 bis 64
sowie
- 67 = > 64 bis 70
und
- 70 = > 70
Schmelzindex Prüfbedingungen, Schmelzindex 1 (6. Position)
An dieser Stelle müssen wir erneut eine Unterscheidung vornehmen. So werden hier für PE und PP die Prüfbedingungen angegeben, jedoch für PC der Schmelzindex unter Normalbedingungen.
Schmelzindex – Prüfbedingungen – MFI bei (PE,PP)
Der Schmelzindex MFI gibt Auskunft über die Masse, die unter festgelegten Bedingungen durch eine Düse gepresst werden.
- D = 190°C / 5 kg
- T = 190°C / 21,6 kg
sowie
- G = 230°C / 21,6 kg
und
- M = 300°C / 1,2 kg
Schmelzindex 1 für (PC)
Die Angabe erfolgt in
- 03 = bis 3
- 05 = 3,00 – 6,00
- 09 = 6,00 – 12,00
sowie
- 18 = 12,00 – 14,00
und
- 24 = mehr als 24,00
Schmelzindex 2 (PE, PP) , Kerbschlagzähigkeit, Schlagzähigkeit (PC) (7. Position)
Hier wird für PE und PP der Schmelzindex angegeben und für PC die Kerbschlagzähigkeit oder Schlagzähigkeit.
Schmelzindex 2 für (PE, PP)
Die Angabe erfolgt in
- 000 = bis 0,10
- 001 = 0,10 – 0,20
- 003 = 0,20 – 0,40
- 006 = 0,40 – 0,80
- 012 = 0,80 – 1,50
- 022 = 1,50 – 3,00
- 045 = 3,00 – 6,00
- 090 = 6,00 – 12,00
- 200 = 12,00 – 25,00
sowie
- 400 = 25,00 – 50,00
und
- 700 = mehr als 50,00
Schlagzähigkeit für (PC)
Die Angabe erfolgt in
- A0 = bis 10,00
- A1 = 10,00 – 30,00
- A3 = 30,00 – 50,00
- A5 = 50,00 – 70,00
sowie
- A7 = 70,00 – 90,00
und
- A9 = mehr als 90,00
Kerbschlagzähigkeit für (PC)
Die Angabe erfolgt in
- B0 = bis 8,00
- B1 = 8,00 – 16,00
- B3 = 16,00 – 24,00
- B5 = 24,00 – 32,00
sowie
- B7 = 32,00 – 40,00
und
- B9 = mehr als 40,00
Bei Polycarbonat (PC) erfolgt die Angabe der Stellen 5 bis 7 durch Bindestriche.
Kunststoffkennzeichnung – Art für Füll- und Verstärkungsstoffe (PE, PP) (8. Position)
Hier erfolgt die Angabe der Art für Füll- und Verstärkungsstoffe bei PE und PP.
- A = Asbest
- B = Bor
- C = Kohlenstoff
- G = Glas
- K = Kreide
- L = Cellulose
- M = Metall oder Mineralien
- S = Synthetisches oder organisches Material
- T = Talkum
- W = Holz
sowie
- X = nicht genau benannt
und
- Z = andere
Kunststoffkennzeichnung – Form für Füll- und Verstärkungsstoffe (PE, PP) (9. Position)
Hier erfolgt die Angabe der Form für Füll- und Verstärkungsstoffe bei PE und PP.
- B = Kugeln
- D = Pulver
- F = Fasern
- G = Mahlgut
- H = Einkristalle (faserförmig) – Wisker
- S = Blättchen
sowie
- X = nicht genau benannt
und
- Z = andere
Masseanteil für Füllstoffe (PC) (10. Position)
Hier erfolgt die Angabe der Masseanteile für Füllstoffe in bei PC.
- 5 = bis 7,50
- 10 = 7,50 – 12,50
- 15 = 12,50 – 17,50
- 20 = 17,50 – 22,50
- 25 = 22,50 – 27,50
- 30 = 27,50 – 32,50
- 35 = 32,50 – 37,50
- 40 = 37,50 – 42,50
- 45 = 42,50 – 47,50
- 50 = 47,50 – 52,50
- 55 = 52,50 – 57,50
- 60 = 57,50 – 62,50
- 65 = 62,50 – 67,50
- 70 = 67,50 – 72,50
- 75 = 72,50 – 77,50
- 80 = 77,50 – 82,50
sowie
- 85 = 85,50 – 87,50
und
- 90 = über 87,50
“Mit dieser Angabe endet die umfangreiche Auflistung der Bestandteile in der Kennzeichnung von Kunststoffen.”