In diesem Kurstext erklären wir dir alles Wichtige rund um das Thema Stahlkennzeichnung. Dabei behandeln wir die verschiedenen Aspekte der Kennzeichnung, von grundlegenden Definitionen über Beispiele bis hin zu den häufigsten Fragen, die in diesem Zusammenhang gestellt werden. Dieser Leitfaden soll dir helfen, das Thema umfassend zu verstehen und optimal für deine Weiterbildung zum Techniker vorbereitet zu sein.
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Was ist die Stahlkennzeichnung?
Definition
Die Stahlkennzeichnung [nicht selten Stahlbezeichnung] beschreibt die standardisierte Klassifizierung von Stählen, um deren Zusammensetzung, Eigenschaften, Herstellungs- und Behandlungsprozesse eindeutig zu identifizieren. Diese Kennzeichnungen sind für den technischen Einsatz unverzichtbar, da sie eine klare Grundlage für Auswahl, Verarbeitung und Anwendung bieten.
Warum ist die Stahlkennzeichnung wichtig?
Die Stahlkennzeichnung ermöglicht:
-
Präzise Auswahl der Stähle für spezifische Anwendungen.
-
Eindeutige Zuordnung der Eigenschaften, wie Zugfestigkeit, Dehnstreckgrenze oder chemische Zusammensetzung.
-
Nachvollziehbarkeit von Herstellungs- und Behandlungsprozessen.
-
Effiziente Kommunikation zwischen Herstellern, Verarbeitern und Anwendern.
Stahlkennzeichnung – Grundlegendes
Stähle werden nicht nur nach ihrer chemischen Zusammensetzung, sondern auch nach Herstellung und Behandlung klassifiziert. Diese Angaben werden in festgelegter Reihenfolge aufgeführt:
-
Herstellungsteil: Informationen zur Erschmelzungsart und besonderen Eigenschaften.
-
Behandlungsteil: Angaben zu Gewährleistungszustand, Behandlungszustand und Festigkeit.
Stahlkennzeichnung – Herstellungsteil, Behandlungsteil
Bei diesen ergänzenden Informationen gilt folgenden Regel:
- Alle Angaben zur Herstellung werden vor die Angaben der chemischen Zusammensetzung gestellt.
- Alle Angaben zur Behandlung stehen hinter den Angaben der chemischen Zusammensetzung.
Stahlkennzeichnung – Herstellungsteil
Diese Angabe liefert dir Informationen darüber, wie der Stahl geschmolzen wurde (Schmelzverfahren) [ER (Erschmelzungsart)] und welche Werkstoffeigenschaften [BE (Besondere Eigenschaften)] sich daraus ergeben.
Die beliebtesten und gleichzeitig effizientesten Verfahren zum Erschmelzen von Stahl sind:
- Sauerstoffblasverfahren nach dem LD-Verfahren sowie OBM-Verfahren
- Elektrostahlverfahren mit Induktion und Lichtbogen.
Alle Stähle, die nach den Sauerstoffblasverfahren erzeugt werden, erhielten in der Vergangenheit den vorangestellten Zusatz M.
Heute hat man sich darauf beschränkt, nur noch Elektrostahl sowie Vakuumstahl mit einem E sowie einem V gesondert zu kennzeichnen.
Herstellungsteil: Erschmelzungsart und besondere Eigenschaften
Erschmelzungsarten
Die Erschmelzungsart gibt an, wie der Stahl hergestellt wurde. Hier sind die gängigen Kurzzeichen:
Kurzzeichen | Verfahren |
---|---|
B | Bessemer-Stahl |
E | Allgemeiner Elektrostahl |
F | Stahl aus dem Flammofen |
I | Induktions-Elektrostahl |
LE | Lichtbogen-Elektrostahl |
M | Siemens-Martin-Stahl |
T | Thomas-Stahl |
V | Vakuumstahl |
W | Windfrischstahl |
Ti | Tiegelstahl |
Nicht mehr gebräuchlich:
-
PP: Puddelstahl
-
SS: Schweißstahl
Besondere Eigenschaften
Die besonderen Eigenschaften beschreiben, welche spezifischen Merkmale der Stahl durch das Verfahren erhalten hat. Beispiele:
Kurzzeichen | Bedeutung |
A | Alterungsbeständig |
f | Flamm- und induktionshärtbar |
G | Erhöhter Phosphor- und Schwefelgehalt |
R | Beruhigt vergossen |
Z | Ziehbar |
WT | Wetterfest |
Behandlungsteil: Gewährleistungs- und Behandlungszustände
Gewährleistungszustand
Der Gewährleistungszustand beschreibt die Eigenschaften, die der Hersteller garantiert. Hier eine Übersicht der Kurzzeichen:
Kurzzeichen | Bedeutung |
.1 | Streckgrenze |
.2 | Falt- und Stauchversuch |
.3 | Kerbschlagzähigkeit |
.8 | Dauerstandfestigkeit oder Warmfestigkeit |
.9 | Magnetische oder elektrische Eigenschaften |
Behandlungszustand
Der Behandlungszustand beschreibt, wie der Stahl nach der Herstellung weiterverarbeitet wurde. Beispiele:
Kurzzeichen | Bedeutung |
A | Angelassen |
As | Abgeschreckt |
B | Behandelt für Zerspanen |
E | Einsatzgehärtet |
F | Geschliffen |
G | Weich geglüht |
H | Gehärtet |
HF | Oberfläche flammgehärtet |
HI | Oberfläche induktiv gehärtet |
K | Kalt verformt |
KBK | Blankgezogen |
N | Normalgeglüht |
NT | Nitriert |
P | Prägepoliert |
S | Spannungsarm geglüht |
SH | Geschält |
U | Unbehandelt |
V | Vergütet |
Z | Zäh geglüht |
Neue Stahlbezeichnungen
Es gibt aktualisierte Stahlkennzeichnungen, die in den letzten Jahren eingeführt wurden. Diese neuen Bezeichnungen sind in verschiedenen Normen festgelegt und berücksichtigen aktuelle Entwicklungen in der Stahlindustrie. Hier ist eine Übersicht über einige dieser neuen Stahlbezeichnungen:
Bezeichnung | Beschreibung | Norm |
---|---|---|
S450J0 | Baustahl mit einer Mindeststreckgrenze von 450 MPa und Kerbschlagarbeit von 27 J bei 0 °C | DIN EN 10025-2 |
X40Cr14 | Hochlegierter rostfreier Stahl mit 0,40 % Kohlenstoff und 14 % Chrom | DIN EN 10088-1 |
X38CrMo16 | Hochlegierter rostfreier Stahl mit 0,38 % Kohlenstoff, 16 % Chrom und Molybdän | DIN EN 10088-1 |
S235JR | Unlegierter Baustahl mit einer Mindeststreckgrenze von 235 MPa und Kerbschlagarbeit von 27 J bei 20 °C | DIN EN 10025-2 |
S355J2 | Unlegierter Baustahl mit einer Mindeststreckgrenze von 355 MPa und Kerbschlagarbeit von 27 J bei -20 °C | DIN EN 10025-2 |
Diese neuen Bezeichnungen folgen dem europäischen Normungssystem und bieten detaillierte Informationen über die Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten der jeweiligen Stahlsorten. Die Einführung dieser Bezeichnungen zielt darauf ab, die Auswahl des geeigneten Stahls für spezifische Anwendungen zu erleichtern und die Kommunikation innerhalb der Branche zu verbessern.
Für eine umfassende Übersicht und detaillierte Informationen empfiehlt es sich, die aktuellen Normen wie die DIN EN 10025-2 und DIN EN 10088-1 zu konsultieren.
Anschauliche Beispiele
Ein Stahl mit der Kennzeichnung T 30 Pb V 5 4 .3 Z hat folgende Eigenschaften:
-
T: Thomas-Verfahren
-
30: 0,30 % Kohlenstoffgehalt
-
Pb: Blei als Legierungselement (0,5 %)
-
V: Vanadium als Legierungselement (0,4 %)
-
.3: Gewährleistete Kerbschlagzähigkeit
-
Z: Zäh geglühter Behandlungszustand
Ein Stahl mit der Kennzeichnung E 25 G 2 .8 A bedeutet:
-
E: Elektrostahlverfahren
-
25: 0,25 % Kohlenstoffgehalt
-
G: Erhöhter Phosphor- und Schwefelgehalt
-
.8: Warmfestigkeit
-
A: Angelassen
Mögliche Fragestellungen | Häufig gestellte Fragen (FAQs)
1. Warum sind Stahlkennzeichnungen genormt?
Genormte Stahlkennzeichnungen erleichtern den internationalen Handel und sorgen für eine einheitliche Kommunikation zwischen Herstellern, Verarbeitern und Anwendern.
2. Was bedeuten die Zahlen in der Stahlkennzeichnung?
Die Zahlen geben meist den Kohlenstoffgehalt (in Hundertsteln) oder die Anteile von Legierungselementen an.
3. Was ist der Unterschied zwischen beruhigt und unberuhigt vergossenem Stahl?
-
Beruhigt vergossen (R): Keine Gasblasenbildung; für Anwendungen mit hoher Festigkeit geeignet.
-
Unberuhigt vergossen (U): Kostengünstiger, aber geringere Festigkeit.
4. Wie unterscheidet sich Elektrostahl von anderen Stählen?
Elektrostahl wird in elektrischen Lichtbogen- oder Induktionsöfen hergestellt und hat eine besonders hohe Reinheit.
5. Warum gibt es veraltete Kennzeichnungen wie „Puddelstahl“ noch in Dokumenten?
Historische Kennzeichnungen können in alten Plänen oder Anlagen vorkommen, die modernisiert werden müssen. Sie helfen, die Eigenschaften dieser Materialien nachzuvollziehen.
Zusammenfassung
Die Stahlkennzeichnung ist ein essenzielles System, um Stähle klar zu klassifizieren und ihre Eigenschaften sowie Herstellungsmethoden zu dokumentieren. Sie setzt sich aus dem Herstellungsteil und dem Behandlungsteil zusammen, die jeweils wichtige Informationen zur Erschmelzungsart, besonderen Eigenschaften, Gewährleistungs- und Behandlungszuständen enthalten.
Durch praxisnahe Beispiele und Antworten auf häufig gestellte Fragen wird deutlich, wie wertvoll dieses System für die industrielle Anwendung ist. Mit diesem Wissen bist du bestens gerüstet, um die Stahlkennzeichnung in deinem technischen Alltag sicher anzuwenden.
Nachdem du die Stahlkennzeichnung nun verstanden hast, stellen wir dir im kommenden Kurstext einige weitere Kennzeichnungen für Eisengusswerkstoffe vor.
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