Ein Teil der Arbeit W, die einem geschlossenen System zugeführt bzw. vom System abgegeben werden kann, ist die Volumenänderungsarbeit.
Volumenänderungsarbeit WV wird verrichtet, wenn auf ein abgeschlossenes Gas eine Kraft F über einen Weg s wirkt und sich dabei das Volumen ΔV des Gases ändert.
Dieser Lerntext ist ein Auszug aus unserem Onlinekurs PH5 – Wärmelehre auf Technikermathe.de
Für ein optimales Verständnis helfen dir zwei anschauliches Rechenbeispiele zu dem Thema.
Volumenänderungsarbeit – Definition
Die Volumenänderungsarbeit, oft auch als Volumenarbeit bezeichnet, ist eine physikalische Größe, die in der Thermodynamik und in der Mechanik verwendet wird, um die Arbeit zu beschreiben, die bei einer Volumenänderung eines Systems geleistet wird. Diese Arbeit kann bei verschiedenen Prozessen auftreten, wie beispielsweise der Expansion oder Kompression eines Gases.
Volumenänderungsarbeit – Beispiele im Alltag
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Luftkompressor: Wenn du beispielsweise deine Autoreifen aufpumpst, wird Arbeit verrichtet, um die Luft in den Reifen zu komprimieren. Diese Arbeit wird in Form von Volumenänderungsarbeit geleistet.
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Atemarbeit: Bei jedem Atemzug wird Arbeit verrichtet, um deine Lunge zu dehnen und zu komprimieren. Die Muskeln in deiner Brust und deinem Zwerchfell leisten Volumenänderungsarbeit, um die Lungenkapazität zu ändern.
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Hydraulikheber: Hydraulische Heber, die in Werkstätten oder zur Anhebung von Fahrzeugen verwendet werden, basieren auf Volumenänderungsarbeit. Durch das Pumpen von Hydraulikflüssigkeit wird Druck erzeugt, der dann dazu verwendet wird, das Volumen eines Kolbens zu ändern und somit das Gewicht anzuheben.
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Türschließer: Türschließer in öffentlichen Gebäuden oder Geschäften verwenden oft hydraulische Mechanismen, um Türen zu schließen. Dies geschieht durch Volumenänderungsarbeit, indem die Hydraulikflüssigkeit komprimiert wird.
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Staubsauger: Staubsauger arbeiten, indem sie Luft ansaugen und dann die Luft durch einen Filter leiten. Dies erfordert Volumenänderungsarbeit, um die Luft zu komprimieren und sie dann wieder zu expandieren, wenn sie durch den Filter geht.
Volumenänderungsarbeit ohne Umgebungsdruck
Zur Veranschaulichung der Volumenänderungsarbeit betrachten wir einen durch einen Kolben geschlossenen Zylinder (geschlossenes System) mit einem näherungsweise idealen Gas:
In der obigen Grafik siehst du einen mit Gas gefüllten geschlossenen Zylinder. Das Gas weist einen gewissen Druck p auf, welcher gegen die Kolbenwand mit der Querschnittsfläche A drückt. Wird der Kolben mit der Kraft F(s) nach rechts bewegt, so drückt sich die Querschnittsfläche A entlang des Weges s gegen den Druck p(s). Das führt dazu, dass sich das Volumen, welches das Gas einnimmt, verringert.
Betrachten wir zunächst die Sicht von außen und die am Kolben von der Kraft F entlang des Weges s verrichtete Arbeit:
(1)
Die Kraft F entlang des Weges s verrichtet die Volumenänderungsarbeit WV. Diese Arbeit ist positiv und wird dem Gas zugeführt. Damit erhöht sich die innere Energie des Gases.
Durch das Zusammendrücken des Kolbens verdichtet sich das Gas und der Druck steigt mit zunehmendem Weg s an. Je weiter der Kolben zusammengedrückt wird, desto größer wird das Gas verdichtet und der Druck p(s) im Zylinder steigt an. Die aufzuwendende Kraft F(s) muss also zunehmen, je weiter der Kolben zusammengedrückt wird. Deswegen sind Kraft F(s) und Druck p(s) abhängig vom Weg s und es muss vom Zustand 1 zum Zustand 2 integriert werden.
Wir können das Ganze auch aus Sicht von Innen betrachten. Der Druck p(s) drückt gegen die Querschnittsfläche A des Kolbens. Wir können den Druck auf die Querschnittsfläche auch als resultierende Kraft angeben:
Diese innere resultierende Druckkraft ergibt sich dann durch den Druck multipliziert mit der Fläche, auf welcher der Druck wirkt:
Kraft gleich Druck mal Fläche
Diese Kraft ist identisch mit der äußeren Kraft. Die innere Kraft F(s) steigt an, je weiter der Kolben zusammengedrückt wird, weil das Gas verdichtet wird und damit der Druck p(s) mit zunehmendem Weg s im Zylinder ansteigt.
Wir können nun diesen Ausdruck in der obigen Gleichung (1) ersetzen:
(2) Volumenänderungsarbeit
Volumenänderung
Durch das Verschieben des Kolbens, wird das Gas verdichtet und das Volumen reduziert. Betrachten wir die Volumenänderung vom Zustand 1 zum Zustand 2:
Diese Volumenänderung ist bei einer Verdichtung des Gases negativ, weil das Volumen im Zustand 2 kleiner ist, als im Zustand 1.
Die Volumenänderung ΔV ist nichts anderes als der zurückgelegte Weg des Kolbens multipliziert mit der Querschnittsfläche A:
Wir sehen in der obigen Grafik, dass die Volumenänderung gleich Fläche A mal Weg s ist:
Wir können den Ausdruck in Gleichung (2) ersetzen und erhalten:
(3)
Das Minuszeichen gilt der Volumenänderung ΔV. Wird der Kolben zusammengedrückt, so verringert sich das Volumen. Die Volumenänderung von Zustand 1 zu Zustand 2 ist also negativ. Es würde also ohne Minuszeichen in der Gleichung ein negativer Wert resultieren. Da die Arbeit dem System aber zugeführt wird (plus) muss hier das Minuszeichen berücksichtigt werden, damit das Ergebnis am Ende positiv ist.
++Beispiel: Volumenänderungsarbeit++
Gegeben sei ein ideales Gas, welches sich in einem Zylinder befindet und den Druck von p = 180.000 Pa aufweist. Vor der Kompression (Verdichten des Gases) beträgt das Volumen V1 = 4m³. Nach dem Zusammendrücken des Kolbens, beträgt das Volumen noch V2 = 3,8m³. Der Druck sei über den gesamten Weg konstant.
Wir wollen nun die Volumenänderungsarbeit berechnen, die dem System zugeführt wird.
Wir haben drei Gleichungen für die Volumenänderungsarbeit gegeben und verwenden diejenige, für welche wir die Größen zur Berechnung gegeben haben.
Gegeben:
Gesucht:
Wir können die folgende Gleichung (3) heranziehen:
Die Volumenänderung ergibt sich wie folgt:
Da wir einen konstanten Druck gegeben haben, dieser sich also über den Weg s nicht ändert, fällt das Integral weg:
Einsetzen der gegebenen Werte:
Die zugeführte Volumenänderungsarbeit beträgt 36.000 Joule. Die innere Energie des betrachteten System erhöht sich also um 36.000 J.
Volumenänderungsarbeit mit Umgebungsdruck – Erklärung
Befindet sich der Zylinder mit dem eingeschlossenen Gas im Vakuum, so ist der Umgebungsdruck nicht vorhanden (pu = 0). Bei einer Kompression wird dem eingeschlossenen Gas die gesamte Volumenänderungsarbeit zugeführt. Bei einer Expansion wird die gesamte Volumenänderungsarbeit an der Kolbenstange abgeführt und als Nutzarbeit abgenommen werden.
Befindet sich der Zylinder hingegen in einer Umgebung mit dem Umgebungsdruck pu > 0, z. B. auf der Erde mit dem Atmosphärendruck 101.325 Pa, so verringert sich in beiden Fällen (Expansion und Kompression) die Volumenänderungsarbeit im Vergleich zum Vakuum.
Bei einer Kompression (Volumenverkleinerung) gibt der Umgebungsdruck (z.B. der Atmosphärendruck) über die Kolbenrückseite Volumenänderungsarbeit an den Zylinder ab. Der Umgebungsdruck “hilft” also, den Kolben zusammenzudrücken und vermindert damit den Arbeitsaufwand an der Kolbenstange (siehe obige Grafik).
Bei einer Expansion (Volumenvergrößerung) wird ein Teil der vom Zylinder abgeführten Volumenänderungsarbeit dazu verwendet, den Umgebungsdruck auf der Kolbenrückseite zu verdrängen. Das bedeutet, dass nicht die gesamte Volumenänderungsarbeit als Nutzarbeit zur Verfügung steht.
Wir können die Arbeit, die durch den Umgebungsdruck pu an der Kolbenstange geleistet wird als Verschiebearbeit Wu bezeichnen:
Bei einem konstanten Umgebungsdruck (z.B. dem Atmosphärendruck), können wir direkt integrieren (pu(V) = pu = const):
Mit Einsetzen der Grenzen ergibt sich dann die Verschiebearbeit bei konstantem Umgebungsdruck:
Die Verschiebearbeit muss bei der Berechnung der gesamten Volumenänderungsarbeit berücksichtigt werden. Sie vermindert sowohl bei der Expansion als auch bei der Kompression die Volumenänderungsarbeit im Vergleich zum Vakuum. Damit vermindert sich auch die tatsächliche gewinnbare Nutzarbeit Wn (bei der Expansion) bzw. die aufzuwendende Nutzarbeit Wn (bei der Kompression):
Gesamte Volumenänderungsarbeit
Die gesamte Volumenänderungsarbeit WV enthält die Nutzarbeit Wn und die Verschiebearbeit. Die bei der Expansion tatsächlich nutzbare Arbeit (=Nutzarbeit) an der Kolbenstange ergibt sich wie folgt:
Ist ein Vakuum gegeben, so ist die Nutzarbeit und die gesamte Volumenänderungsarbeit identisch, da die Verschiebearbeit wegfällt:
Die gesamte Volumenänderungsarbeit WV wird mit dem Absolutdruck pabs des Gases im Zylinder bestimmt:
pV-Diagramm: Verschiebearbeit und Nutzarbeit
In der nachfolgenden Grafik sieht du ein pV-Diagramm mit abgeführter Volumenänderungsarbeit (Expansion):
Die Volumenänderungsarbeit lässt sich in die Nutzarbeit Wn und Verschiebearbeit Wu aufteilen, sofern ein Umgebungsdruck pu vorhanden ist. In der obigen Grafik siehst du den Verlauf der Zustandsänderung im pV-Diagramm bei einer Expansion dargestellt. Von Zustand 1 zu Zustand 2 erhöht sich das Volumen und der Druck sinkt. Die Verschiebearbeit Wu wird an die Umgebung abgegeben und kann nicht weiter genutzt werden. Damit verbleibt der Teil der Volumenänderungsarbeit, der als Nutzarbeit Wn für weitere Prozesse verwendet werden kann.
++Beispiel: Volumenänderungsarbeit, Verschiebearbeit, Nutzarbeit++
Ein Gasbehälter hat eine kreisförmige Grundfläche mit einem Radius r = 5 m und eine Höhe von h = 15 m. Er wird durch eine höhenverschiebbare Scheibe gasdicht abgeschlossen.
Die Scheibe hat eine Masse von mscheibe = 46.450 kg, der Luftdruck beträgt pL = 1000 mbar. Durch Sonneneinstrahlung vergrößert sich das Gasvolumen bei gleichbleibendem Luft- und Gasdruck und die Scheibe hebt sich reibungsfrei und sehr langsam um s = 0,5 m.
a) Wie groß ist die gegen den Luftdruck verrichtete Arbeit?
b) Wie groß ist die Volumenänderungsarbeit?
c) Stelle die Zustandsänderung in einem p-V-Diagramm dar und trage auch die gegen den Luftdruck verrichtete Arbeit sowie die Volumenänderungsarbeit ein!
d) Wie groß ist die Änderung der inneren Energie, wenn die Sonneneinstrahlung 44.740 kJ beträgt?
Lösung der Aufgabe
a) Verschiebearbeit
Zunächst sollen wir die gegen den Luftdruck verrichtete Arbeit berechnen. Hierbei handelt es sich um die Verschiebearbeit Wu:
Der Umgebungsdruck pu ist hier der Luftdruck. Wir müssen diesen noch in Pascale (SI-Einheit des Drucks) umrechnen:
Als nächstes benötigen wir die Volumenänderung von Zustand 1 zum Zustand 2. Diese ist in der Aufgabenstellung nicht angegeben, dafür aber der Weg s und die Querschnittsfläche. Hieraus können wir das Volumen berechnen:
Wir haben eine kreisförmige Querschnittsfläche gegeben, weshalb wir hier die Fläche eines Kreises verwenden. Einsetzen der in der Aufgabenstellung gegebenen Werte führt uns auf:
Wir können nun die Volumenänderung und den Luftdruck eingeben:
Die Einheit Pascale mal Kubikmeter entspricht der Einheit Joule:
Es ergibt sich demnach:
Die Verschiebearbeit ist negativ, weil sie von der Kolbenstange abgegeben wird.
b) Volumenänderungsarbeit
Die Volumenänderungsarbeit ist die gesamte Arbeit, die an der Kolbenstange abgegeben wird. Da ein Umgebungsdruck gegeben ist, setzt sich diese aus der Nutzarbeit und der Verschiebearbeit zusammen und wird wie folgt berechnet:
In dieser gesamten Volumenänderungsarbeit ist die Nutzarbeit und die Verschiebearbeit enthalten.
Wir wollen nun die Volumenänderungsarbeit berechnen. Die Volumenänderung ΔV haben wir bereits berechnet. Wir müssen noch den Druck p(V) ermitteln, um die obige Gleichung anwenden zu können. Über die Zustandsgleichung des idealen Gases können wir diesen leider nicht berechnen, da wir zu wenig Größen gegeben haben. So fehlt uns nicht nur der Druck p im Kolben sondern auch die Temperatur. Das sind zwei unbekannte Größen. Wir müssen demnach in der Aufgabenstellung nach anderen Werten schauen.
Wir haben in der Aufgabenstellung z.B. die Masse der Scheibe gegeben. Diese wird durch die Volumenvergrößerung um 0,5 m angehoben. Wir können uns also die Frage stellen:
Wie viel Kraft ins nötig, um die Scheibe anzuheben?
Die Scheibe wird angehoben. Das bedeutet, dass hier gegen die Schwerkraft gearbeitet wird und wir deswegen sehr leicht die Kraft berechnen können, die dazu notwendig ist:
Wir haben also die gesamte Kraft berechnet, die zum Anheben der Scheibe notwendig ist, damit sich die Volumenvergrößerung ergibt. Hierbei handelt es sich um diejenige Kraft im Zustand 2, die aufgewendet werden muss, um die angehobene Scheibe in Position zu halten. Sie wirkt gegen den herrschenden Überdruck im Gasbehälter. Wir können aus dieser Kaft also den Überdsruck im Gasbehäter berechnen:
Für die Berchnung der Volumenänderungsarbeit benötigen wir aber den Absolutdruck. Diesen berechnen wir aus der folgenden Formel:
Wir können nun die Volumenänderungsarbeit berechnen:
Da der Druck laut Aufgabenstellung konstant bleibt, gilt:
Einsetzen der Werte:
Die gesamte Volumenänderungsarbeit, die dem Zylinder abgeführt (Minuszeichen) wird, beträgt 4,155 MJ.
c) pV-Diagramm
In der folgenden Grafik siehst du das dazugehörige pV-Diagramm der Expansion. Vom Zustand 1 zum Zustand 2 bleibt der Druck p konstant und das Volumen V erhöht sich. Damit ergibt sich eine horizontale Gerade. Die Volumenänderungsarbeit VW entspricht der Fläche unterhalb der Geraden. Diese Fläche wird aufgeteilt in die Nutzarbeit Wn (die Arbeit, die weiter verwendet werden kann) und die Verschiebearbeit Wu (die Arbeit zum verschieben des Luftdrucks):
d) Innere Energie
Die Änderung der inneren Energie in einem geschlossenen System wird wie folgt berechnet:
Von Zustand 1 zu Zustand 2 ergibt sich dann:
Wir haben bereits die Arbeit ΔW berechnet. Das ist nichts anderes als die gesamte Volumenänderungsarbeit WV12 = -4,154 MJ (in der folgenden Lerneinheit betrachten wir noch Dissipationsarbeit, die hier aber nicht gegeben ist):
Die Änderung der Wärmemenge von Zustand 1 zu Zustand 2 ist in der Aufgabenstellung mit Q12 = 44.740 kJ. Die Wärme wird dem Zylinder zugeführt, weshalb wir diese positiv berücksichtigen. Wir müssen die beiden Einheiten kJ und MJ auf eine Einheit bringen:
Wir setzen die beiden Werte in die Formel für die Änderung der inneren Energie ein:
Die innere Energie nimmt von Zustand 1 zu Zustand 2 um 40.586 kJ zu.
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