Verfahren nach Groff – Effiziente Produktionssteuerung durch Priorisierung von Aufträgen zur Minimierung von Wartezeiten und Optimierung der Ressourcenauslastung
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🔬Was ist das Verfahren nach Groff?
Definition
Das Verfahren nach Groff ist ein Priorisierungsverfahren in der Produktionssteuerung, das Aufträge nach ihrer verbleibenden Bearbeitungszeit sortiert. Ziel ist es, die Gesamtdurchlaufzeit im Produktionsprozess zu minimieren und die Ressourcenauslastung zu maximieren. Die Regel besagt: Der Auftrag mit der kürzesten verbleibenden Bearbeitungszeit wird zuerst bearbeitet. Damit zählt das Verfahren nach Groff zu den sogenannten dynamischen Prioritätsregeln in der Fertigungssteuerung.
Zielsetzung und Einsatzgebiet
Das Verfahren nach Groff kommt immer dann zum Einsatz, wenn eine Vielzahl an Produktionsaufträgen mit unterschiedlichen Bearbeitungszeiten besteht und eine möglichst kurze Durchlaufzeit angestrebt wird. Es wird insbesondere in Werkstattfertigungen, Einzelfertigungen und bei stark variierenden Auftragsstrukturen verwendet.
Ziel:
-
Minimierung der mittleren Durchlaufzeit
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Vermeidung von Staus in der Fertigung
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Steigerung der Maschinenauslastung
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Höhere Liefertermintreue und Kundenzufriedenheit
Grundprinzipien des Groff-Verfahrens
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Dynamische Priorisierung: Die Reihenfolge der Aufträge wird kontinuierlich angepasst – je nach verbleibender Bearbeitungszeit.
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Auftrag mit kürzester Bearbeitungszeit zuerst: Diese Regel führt dazu, dass kleinere oder schneller zu fertigende Aufträge zügig abgeschlossen werden.
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Minimierung von Wartezeiten: Lange wartende Aufträge werden durch kürzere vorgezogen, sodass Engpässe in der Produktion reduziert werden.
Bedeutung des Verfahrens nach Groff in der Produktion
- Effizienzsteigerung:
- Durch die Priorisierung von Aufträgen basierend auf ihrer Restbearbeitungszeit kann die Produktionslinie effizienter gestaltet werden, wodurch die Gesamtdurchlaufzeit reduziert wird.
- Vermeidung von Engpässen:
- Das Verfahren hilft, Engpässe zu vermeiden, indem es sicherstellt, dass kleinere Aufträge, die schnell abgeschlossen werden können, zügig bearbeitet werden, wodurch die Maschinenlaufzeiten optimiert werden.
- Flexibilität:
- Unternehmen können das Verfahren nach Groff flexibel an ihre spezifischen Produktionsanforderungen anpassen, um auf schwankende Auftragseingänge und Ressourcenauslastungen zu reagieren.
Funktionsweise des Verfahrens nach Groff
Schritte zur Implementierung
- Auftragserfassung und -analyse:
- Erfassung aller anstehenden Produktionsaufträge und Analyse der verbleibenden Bearbeitungszeiten für jeden Auftrag. Diese Analyse bildet die Grundlage für die Priorisierung der Aufträge.
- Priorisierung nach Restbearbeitungszeit:
- Aufträge werden in der Reihenfolge ihrer Restbearbeitungszeit priorisiert. Der Auftrag mit der kürzesten verbleibenden Bearbeitungszeit wird zuerst bearbeitet.
- Kontinuierliche Anpassung:
- Während des Produktionsprozesses werden die Prioritäten kontinuierlich angepasst, um auf Änderungen in der Bearbeitungszeit oder in der Produktionsumgebung zu reagieren.
- Umsetzung in der Produktionsplanung:
- Die priorisierten Aufträge werden in die Produktionsplanung integriert, sodass Maschinen und Arbeitskräfte entsprechend der neuen Priorisierung zugewiesen werden.
Beispiel 1 zum Verfahren nach Groff
Anwendung des Verfahrens nach Groff:
Ein Unternehmen hat mehrere Aufträge mit unterschiedlichen Bearbeitungszeiten. Auftrag A hat eine verbleibende Bearbeitungszeit von 4 Stunden, Auftrag B von 2 Stunden, und Auftrag C von 6 Stunden.
Umsetzung:
Nach dem Verfahren nach Groff wird Auftrag B mit der kürzesten Restbearbeitungszeit zuerst bearbeitet, gefolgt von Auftrag A und schließlich Auftrag C. Diese Reihenfolge minimiert die Gesamtdurchlaufzeit und verbessert die Ressourcenauslastung.
Beispiel 2 zum Verfahren nach Groff
Ein Betrieb hat folgende drei Produktionsaufträge:
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Auftrag A: Restbearbeitungszeit 4 Stunden
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Auftrag B: Restbearbeitungszeit 2 Stunden
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Auftrag C: Restbearbeitungszeit 6 Stunden
Reihenfolge nach Groff:
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Auftrag B (2h)
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Auftrag A (4h)
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Auftrag C (6h)
Effekt: Die kürzeren Aufträge werden zuerst abgeschlossen, was die mittlere Durchlaufzeit deutlich reduziert und Kapazitäten freisetzt.
Vorteile des Verfahrens nach Groff
✅ Effizienzsteigerung
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Kürzere Aufträge werden schnell abgeschlossen.
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Freie Ressourcen stehen schneller für neue Aufträge bereit.
✅ Geringere mittlere Durchlaufzeit
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Statistisch betrachtet reduziert das Groff-Verfahren die durchschnittliche Durchlaufzeit gegenüber anderen Methoden wie FIFO oder LIFO.
✅ Bessere Maschinenauslastung
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Maschinen „verhungern“ nicht, da sie schnell mit neuen kurzen Aufträgen versorgt werden.
✅ Höhere Flexibilität
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Besonders in dynamischen Produktionsumfeldern kann flexibel auf neue Aufträge reagiert werden.
Herausforderungen in der Praxis
❗ Ungleichgewicht bei langen Aufträgen
Lange Aufträge können benachteiligt werden, da sie kontinuierlich durch neue kurze Aufträge verdrängt werden – das sogenannte “Starvation”-Problem.
❗ Schwankende Bearbeitungszeiten
Wenn Restbearbeitungszeiten schwer prognostizierbar sind (z. B. durch Störungen), sinkt die Planungsgenauigkeit.
Lösungen und Optimierung
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Kombinierte Regeln einsetzen: Z. B. Kombination aus Groff und FIFO, um längere Aufträge gezielt einzuschieben.
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Echtzeitdaten aus dem Shopfloor verwenden, um aktuelle Bearbeitungszeiten zu erfassen.
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Digitale Planungstools integrieren (MES, ERP-Systeme), die automatisch priorisieren und anpassen.
Vergleich mit anderen Prioritätsregeln
Regel | Kriterium | Vorteil | Nachteil |
---|---|---|---|
FIFO | Reihenfolge des Auftragseingangs | Fair, einfach | Lange Durchlaufzeiten möglich |
LIFO | Letzter Auftrag zuerst | Schnell auf neue Aufträge reagieren | Frühere Aufträge warten zu lange |
Shortest Processing Time (Groff) | Kürzeste Restzeit zuerst | Geringe mittlere Durchlaufzeit | Lange Aufträge können verdrängt werden |
Earliest Due Date (EDD) | Frühester Liefertermin zuerst | Termintreue | Bearbeitungszeit wird nicht beachtet |
Kombinierte Methoden | Mehrere Kriterien kombiniert | Ausgewogen | Komplex in der Umsetzung |
Mögliche Fragestellungen | Häufig gestellte Fragen (FAQs)
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Was ist das Verfahren nach Groff?
- Das Verfahren nach Groff ist eine Priorisierungsregel, die Aufträge nach ihrer verbleibenden Bearbeitungszeit priorisiert, um die Effizienz der Produktionssteuerung zu maximieren.
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Wie funktioniert das Verfahren nach Groff?
- Aufträge werden nach ihrer Restbearbeitungszeit priorisiert, wobei der Auftrag mit der kürzesten verbleibenden Zeit zuerst bearbeitet wird, um die Durchlaufzeiten zu minimieren.
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Welche Vorteile bietet das Verfahren nach Groff?
- Es reduziert die Durchlaufzeiten, verbessert die Maschinenauslastung und ermöglicht eine schnellere Auftragsabwicklung, was die Gesamteffizienz der Produktion steigert.
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Welche Herausforderungen gibt es bei der Anwendung des Verfahrens nach Groff?
- Herausforderungen umfassen schwankende Bearbeitungszeiten und die Komplexität der Produktionslinien, die die Implementierung erschweren können.
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Wie kann das Verfahren nach Groff optimiert werden?
- Durch den Einsatz von Echtzeit-Datenanalyse und automatisierten Planungstools kann die Effektivität des Verfahrens erhöht werden, insbesondere in komplexen Produktionsumgebungen.
Zusammenfassung
Das Verfahren nach Groff ist eine effektive Methode zur Optimierung der Produktionssteuerung, die durch die Priorisierung von Aufträgen nach ihrer Restbearbeitungszeit die Effizienz der Produktion erheblich steigern kann. Es hilft, Durchlaufzeiten zu reduzieren, die Maschinenauslastung zu optimieren und die Produktion an wechselnde Bedingungen anzupassen.
Trotz der Herausforderungen, wie schwankenden Bearbeitungszeiten und komplexen Produktionslinien, bietet das Verfahren nach Groff durch seine Flexibilität und Anpassungsfähigkeit einen erheblichen Mehrwert für Unternehmen, die ihre Produktionsprozesse optimieren möchten. Durch die Implementierung dieses Verfahrens können Unternehmen ihre Produktionsziele effizienter erreichen und ihre Wettbewerbsfähigkeit in einem dynamischen Marktumfeld verbessern.
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