Silver-Meal-Verfahren – Effiziente Losgrößenplanung in der Produktion zur Kostensenkung und Optimierung der Bestände

🔬 Definition: Was ist das Silver-Meal-Verfahren?
Definition
Das Silver-Meal-Verfahren ist eine weit verbreitete Methode zur Losgrößenplanung in der Produktion. Diese Technik zielt darauf ab, die Lager- und Produktionskosten durch die Optimierung der Bestellmengen zu minimieren. Sie gehört zu den heuristischen Verfahren und wird häufig in der Fertigungsplanung eingesetzt, um eine Balance zwischen Produktionskosten und Lagerhaltungskosten zu finden.
Grundprinzipien
Definition:
Das Silver-Meal-Verfahren wurde 1973 von Edward A. Silver und Harlan C. Meal entwickelt. Es gehört zur Klasse der periodenorientierten heuristischen Verfahren und ist besonders nützlich in Mehrperiodenplanungen, bei denen sich die Bedarfe von Periode zu Periode ändern.
Ziel:
- Optimierung der Losgrößen, um die Produktions- und Lagerhaltungskosten zu minimieren.
- Sicherstellung einer effizienten Bestandsführung bei gleichzeitiger Vermeidung von Überproduktion.
Bedeutung des Verfahrens in der Praxis
✅ Kosteneffizienz: Durch Minimierung der durchschnittlichen Kosten pro Zeiteinheit verbessert das Silver-Meal-Verfahren die Wirtschaftlichkeit der Produktion.
✅ Bestandsoptimierung: Lagerbestände werden reduziert, da nur so viel produziert wird, wie tatsächlich für eine bestimmte Anzahl an Perioden erforderlich ist.
✅ Flexibilität: Es passt sich bei jeder Entscheidung neu an die Bedarfssituation an – besonders wichtig bei unregelmäßiger Nachfrage.
✅ Schnelle Entscheidungsfindung: Dank des heuristischen Ansatzes liefert das Verfahren rasch brauchbare Lösungen, auch bei größeren Planungsproblemen.
Funktionsweise des Silver-Meal-Verfahrens
📌 Schritte zur Implementierung
- Bedarfsprognose:
- Der erste Schritt im Silver-Meal-Verfahren ist die Erstellung einer genauen Bedarfsprognose für den betrachteten Planungszeitraum. Diese Prognose bildet die Grundlage für die Berechnung der optimalen Losgrößen.
- Kostenberechnung:
- Berechnung der Produktions- und Lagerhaltungskosten für unterschiedliche Losgrößen und Zeiträume. Dies umfasst die Fixkosten pro Produktionslauf sowie die variablen Lagerhaltungskosten.
- Kostengünstigste Periode identifizieren:
- Das Verfahren vergleicht die durchschnittlichen Kosten pro Zeiteinheit für verschiedene Losgrößen über unterschiedliche Zeiträume. Die Losgröße, die die geringsten Durchschnittskosten verursacht, wird ausgewählt.
- Fortlaufende Optimierung:
- Dieser Prozess wird fortlaufend für den gesamten Planungszeitraum wiederholt, wobei für jede Periode die kostengünstigste Lösung identifiziert wird. Auf diese Weise wird die gesamte Produktionsplanung schrittweise optimiert.
📌 Schritt-für-Schritt-Anleitung
-
Input-Daten erfassen:
-
Bedarf je Periode
-
Rüstkosten (Fixkosten je Produktionslauf)
-
Lagerhaltungskosten (z. B. €/Stück/Periode)
-
-
Berechnung der Durchschnittskosten:
Für jede mögliche Anzahl an belieferten Perioden (beginnend mit 1) wird berechnet:
-
Abbruchbedingung:
Die Rechnung wird so lange erweitert, wie die durchschnittlichen Kosten sinken oder gleich bleiben. Sobald die Durchschnittskosten steigen, wird die Produktion bis zur letzten kostengünstigeren Periode festgelegt. -
Iteration für Folgeperioden:
Nach der Festlegung der ersten Losgröße wird dieselbe Vorgehensweise für den restlichen Planungszeitraum wiederholt.
Beispiel 1 zum Silver-Meal-Verfahren
Anwendung des Silver-Meal-Verfahrens:
Ein Hersteller plant die Produktion von Bauteilen für einen Zeitraum von 6 Monaten. Die Bedarfsprognosen und Kostenanalysen zeigen, dass die optimale Losgröße für die erste Produktionsperiode 300 Einheiten beträgt, was die durchschnittlichen Kosten pro Monat minimiert.
Umsetzung:
Für die zweite Periode wird die Berechnung fortgeführt, wobei die Restmengen und die neuen Bedarfe berücksichtigt werden. Das Verfahren wird iterativ angewendet, um sicherzustellen, dass in jeder Periode die Produktions- und Lagerhaltungskosten minimiert werden.
Beispiel 2 zum Silver-Meal-Verfahren
Gegeben:
-
Planungszeitraum: 5 Perioden
-
Bedarf (Stück): 120, 80, 100, 60, 0
-
Rüstkosten: 200 €
-
Lagerkosten: 1 € pro Stück & Periode
Schritt 1: Nur Periode 1 beliefern
-
Produktion: 120 Stück
-
Lagerkosten: 0 €
-
Durchschnittskosten: 200 €/1 = 200 €
Schritt 2: Periode 1 + 2 beliefern
-
Produktion: 120 + 80 = 200 Stück
-
Lagerkosten: 80 Stück * 1 Periode = 80 €
-
Durchschnittskosten: (200 + 80) / 2 = 140 €
Schritt 3: Periode 1–3 beliefern
-
Produktion: 300 Stück
-
Lagerkosten:
-
80 Stück für 1 Periode → 80 €
-
100 Stück für 2 Perioden → 200 €
-
-
Gesamt: 280 €
-
Durchschnittskosten: (200 + 280) / 3 = 160 €
→ Abbruch, da die Durchschnittskosten gestiegen sind.
✅ Optimale Losgröße für die erste Produktion: 200 Stück (für Perioden 1 & 2)
Vorteile des Silver-Meal-Verfahrens
Kosteneffizienz und Bestandsmanagement
- Minimierung von Lagerhaltungskosten:
- Durch die Optimierung der Produktionsmengen hilft das Verfahren, unnötig hohe Lagerbestände zu vermeiden, was zu einer Senkung der Lagerhaltungskosten führt.
- Reduktion der Produktionskosten:
- Das Silver-Meal-Verfahren hilft, die Produktionskosten durch die Vermeidung unnötiger Produktionsläufe zu senken. Dies wird erreicht, indem Produktionsmengen so gewählt werden, dass die Kosten für das Anfahren der Produktion minimiert werden.
- Vermeidung von Überproduktion:
- Das Verfahren stellt sicher, dass die produzierten Mengen den tatsächlichen Bedarf widerspiegeln, was Überproduktion und damit verbundene Kosten vermeidet.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
- Anpassung an Nachfrageänderungen:
- Da das Verfahren auf einer fortlaufenden Kosten-Nutzen-Analyse basiert, kann es flexibel auf Änderungen der Nachfrage reagieren und so die Produktion entsprechend anpassen.
- Einfache Implementierung:
- Das Silver-Meal-Verfahren ist relativ einfach zu implementieren und erfordert keine komplexen Berechnungen, was es für Unternehmen verschiedener Größenordnungen zugänglich macht.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Herausforderungen bei der Implementierung
- Genauigkeit der Bedarfsprognose:
- Eine der größten Herausforderungen ist die genaue Vorhersage des zukünftigen Bedarfs. Ungenaue Prognosen können zu Fehlplanungen führen, die entweder zu Überproduktion oder zu Lieferengpässen führen.
- Schwankende Kosten:
- Schwankende Produktions- und Lagerkosten können die Effektivität des Silver-Meal-Verfahrens beeinträchtigen, da es auf der Annahme stabiler Kostenstrukturen basiert.
Lösungsansätze
- Verbesserte Prognosetools:
- Der Einsatz moderner Prognosetools und Big Data-Analysen kann die Genauigkeit der Bedarfsprognosen verbessern und so die Wirksamkeit des Silver-Meal-Verfahrens erhöhen.
- Dynamische Kostenanpassung:
- Unternehmen können das Verfahren durch regelmäßige Kostenanpassungen und Überprüfungen dynamischer gestalten, um auf Schwankungen in den Kostenstrukturen reagieren zu können.
Vorteile des Silver-Meal-Verfahrens
✅ Optimale Balance zwischen Produktionshäufigkeit und Lagerhaltung
-
Weniger Rüstvorgänge = geringere Fixkosten
-
Begrenzte Lagerzeiten = geringere Lagerhaltungskosten
✅ Rechenaufwand überschaubar
-
Kein komplexer Algorithmus notwendig
-
Einfache Kalkulationen mit Excel oder Produktionssoftware
✅ Hohe Praxisrelevanz
-
Ideal für fertigungsnahe Unternehmen, die mit variablen Bedarfen arbeiten
-
Einsatz z. B. in Automobilzulieferung, Maschinenbau oder Elektroindustrie
Nachteile & Herausforderungen
Herausforderung | Mögliche Lösung |
---|---|
Bedarf muss genau prognostiziert sein | Einsatz moderner Prognosetools (z. B. KI, Big Data) |
Annahme konstanter Kosten | Dynamische Kostenmodelle einbauen |
Nur Heuristik, nicht optimal | Kombination mit exakten Verfahren bei hoher Unsicherheit |
Silver-Meal vs. Alternativen
Verfahren | Charakteristik |
---|---|
Silver-Meal | Heuristisch, dynamisch, kostenminimierend |
Wagner-Whitin | Exakt, dynamisch, rechenintensiv |
Part Period Balancing (PPB) | Heuristisch, Lager- und Rüstkosten gleichgewichtet |
Gleitende Durchschnittsverfahren | Einfach, nicht kostenoptimiert |
Praxis-Tipp 💡
Das Silver-Meal-Verfahren ist besonders dann geeignet, wenn:
-
regelmäßige, aber schwankende Bedarfe vorliegen,
-
ein Kompromiss aus Effizienz und Schnelligkeit gefragt ist,
-
kein Zugang zu komplexen Planungssystemen vorhanden ist.
Tipp: In der Praxis empfiehlt sich die Implementierung in Excel – z. B. mit einer vorbereiteten Vorlage, die Rüst- und Lagerkosten dynamisch kalkuliert.
Mögliche Fragestellungen | Häufig gestellte Fragen (FAQs)
-
Was ist das Silver-Meal-Verfahren?
- Das Silver-Meal-Verfahren ist eine Methode zur Bestimmung optimaler Losgrößen in der Produktion, die darauf abzielt, die durchschnittlichen Produktions- und Lagerhaltungskosten pro Zeiteinheit zu minimieren.
-
Wie funktioniert das Silver-Meal-Verfahren?
- Es berechnet die Produktions- und Lagerhaltungskosten für verschiedene Losgrößen und Zeiträume und wählt die Losgröße, die die geringsten Durchschnittskosten verursacht.
-
Welche Vorteile bietet das Silver-Meal-Verfahren?
- Es hilft, Lagerhaltungskosten zu minimieren, Produktionskosten zu senken und Überproduktion zu vermeiden. Zudem bietet es Flexibilität bei der Anpassung an Nachfrageänderungen.
-
Welche Herausforderungen gibt es beim Einsatz des Silver-Meal-Verfahrens?
- Herausforderungen umfassen die Genauigkeit der Bedarfsprognose und die Notwendigkeit, mit schwankenden Kostenstrukturen umzugehen.
-
Wie lässt sich das Silver-Meal-Verfahren an unterschiedliche Produktionsumgebungen anpassen?
- Durch den Einsatz moderner Prognosetools und regelmäßige Kostenanpassungen kann das Verfahren flexibel an verschiedene Produktionsbedingungen angepasst werden.
Zusammenfassung
Das Silver-Meal-Verfahren ist ein heuristisches Planungsverfahren, das in der Praxis schnell, effizient und zuverlässig bei der Ermittlung optimaler Produktionslosgrößen eingesetzt werden kann. Mit dem Fokus auf die Minimierung der durchschnittlichen Kosten pro belieferten Periode hilft es Unternehmen dabei, Lagerhaltung und Produktionsaufwand zu balancieren.
✅ Geeignet für dynamische Bedarfsverläufe
✅ Minimiert durchschnittliche Kosten pro Periode
✅ Einfach implementierbar – auch in Excel
Auch wenn es nicht die mathematisch optimale Lösung liefert, überzeugt es durch Schnelligkeit, Übersichtlichkeit und Praxisnähe – und ist deshalb fester Bestandteil moderner Produktionsplanung.
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