Losgrößenmodelle sind Instrumente des Produktionsmanagements, die darauf abzielen, die optimale Menge zu bestimmen, die in einem Produktionsprozess hergestellt oder bestellt werden sollte.

Was sind Losgrößenmodelle?
Definition
Losgrößenmodelle sind mathematische und betriebswirtschaftliche Verfahren zur Optimierung der Bestell- oder Produktionsmengen, um die Gesamtkosten eines Unternehmens zu minimieren. Diese Kosten setzen sich hauptsächlich aus Bestellkosten, Lagerhaltungskosten und Fehlmengenkosten zusammen.
Ein Unternehmen muss entscheiden, wann und in welcher Menge es Materialien oder Produkte herstellt oder bestellt. Dabei gibt es unterschiedliche Losgrößenmodelle, die je nach Anwendungsfall entweder von konstanten oder unsicheren Nachfrageszenarien ausgehen.
Warum sind Losgrößenmodelle wichtig?
- Kostenminimierung: Durch eine optimale Losgröße können Bestell- und Lagerkosten reduziert werden.
- Kapazitätsoptimierung: Sie helfen, Maschinenlaufzeiten effizienter zu gestalten.
- Flexibilität: In dynamischen Märkten ermöglichen sie eine bessere Anpassung an schwankende Nachfrage.
- Vermeidung von Fehlbeständen: Sie reduzieren das Risiko von Lieferengpässen oder Überbeständen.
Arten von Losgrößenmodellen
Losgrößenmodelle lassen sich in vier Hauptkategorien einteilen:
Deterministische Losgrößenmodelle
Diese Modelle basieren auf der Annahme, dass Nachfrage und Lieferzeiten konstant und vorhersehbar sind.
🔹 EOQ-Modell (Economic Order Quantity) – Das klassische Bestellmengenmodell
- Geht davon aus, dass der Materialverbrauch konstant ist.
- Minimiert die Summe aus Bestellkosten und Lagerhaltungskosten.
- Formel:
mit:
= jährlicher Bedarf
= fixe Bestellkosten pro Bestellung
= Lagerhaltungskosten pro Einheit und Jahr
🔹 EBQ-Modell (Economic Batch Quantity) – Das Produktionsmengenmodell
- Berücksichtigt, dass die Produktion in Chargen erfolgt.
- Nützlich, wenn Produktionskapazitäten begrenzt sind.
📌 Beispiel
Ein Automobilhersteller benötigt 10.000 Schrauben pro Jahr. Mit dem EOQ-Modell ermittelt er, dass eine Bestellung von 1.000 Schrauben pro Bestellvorgang die Gesamtkosten minimiert.
Stochastische Losgrößenmodelle
Hier wird die Unsicherheit der Nachfrage berücksichtigt.
🔹 Stochastisches EOQ-Modell
- Anpassung des EOQ-Modells für schwankende Nachfrage.
- Einführung eines Sicherheitsbestands, um Lieferengpässe zu vermeiden.
🔹 Wagner-Whitin-Modell
- Dynamische Programmierung zur Ermittlung der optimalen Bestellmengen über mehrere Perioden.
- Anwendung in Just-in-Time-Produktionsumgebungen.
📌 Beispiel
Ein Elektronikhändler kann die Nachfrage nach Smartphones nicht genau vorhersagen. Er nutzt das stochastische EOQ-Modell, um seinen Sicherheitsbestand basierend auf Nachfrageprognosen zu berechnen.
Statische Losgrößenmodelle
Hier wird nur eine einzige Periode betrachtet.
🔹 Einperioden-Modell
- Anwendung bei einmaligen Bestellungen (z. B. Saisonware).
- Ziel: Die optimale Bestellmenge finden, die das Risiko von Überbeständen oder Fehlbeständen minimiert.
📌 Beispiel
Ein Modehändler bestellt Winterjacken nur einmal pro Saison. Eine falsche Bestellmenge kann zu hohen Lagerkosten oder Lieferengpässen führen.
Dynamische Losgrößenmodelle
Hier werden mehrere Perioden betrachtet, wobei sich die Nachfrage verändern kann.
🔹 Mehrkosten-Modell
- Optimierung der Bestellstrategie unter Berücksichtigung variabler Lagerkosten.
🔹 Partielle Lieferungen
- Erlauben Bestellungen in Teilmengen, um flexibler auf Marktentwicklungen zu reagieren.
📌 Beispiel
Ein Maschinenbauunternehmen erhält Materiallieferungen in mehreren Chargen, um die Lagerkapazitäten optimal zu nutzen.
Vergleich der Losgrößenmodelle
Kriterium |
Deterministische Modelle |
Stochastische Modelle |
Statische Modelle |
Dynamische Modelle |
---|---|---|---|---|
Grundannahme | Feste, vorhersehbare Nachfrage | Nachfrage ist unsicher und schwankt | Einmalige Bestellung, keine Wiederholung | Mehrere Perioden mit variabler Nachfrage |
Ziel | Minimierung von Lager- und Bestellkosten | Berücksichtigung von Unsicherheiten | Optimale Bestellmenge für eine Periode | Flexible Anpassung an Nachfrageänderungen |
Typische Modelle | EOQ-Modell, EBQ-Modell | Stochastisches EOQ, Wagner-Whitin | Einperioden-Modell | Mehrkosten-Modell, Partielle Lieferungen |
Einsatzbereich | Standardisierte Produktionsprozesse | Unsichere Marktbedingungen | Saisonware oder einmalige Events | Langfristige Planung mit schwankender Nachfrage |
Bestellzeitpunkt | Festgelegt nach Optimierungsformel | Variabel, abhängig von Prognosen | Einmalig für eine festgelegte Periode | Periodisch, aber flexibel |
Vorteile | Einfache Berechnung, leicht umsetzbar | Berücksichtigt reale Unsicherheiten | Gut für Einmalentscheidungen | Anpassung an Marktschwankungen möglich |
Nachteile | Keine Berücksichtigung von Nachfrageschwankungen | Komplexere Berechnung, hohe Datenanforderung | Keine langfristige Optimierung | Erfordert genaue Planung und Daten |
Erklärung der Tabelle:
- Deterministische Modelle sind ideal für konstante Nachfrage und haben einfache Berechnungen.
- Stochastische Modelle berücksichtigen unsichere Nachfrage und sind flexibler, aber rechenintensiver.
- Statische Modelle eignen sich für einmalige Entscheidungen (z. B. saisonale Produkte).
- Dynamische Modelle sind für mehrperiodige Planungen und schwankende Nachfrage am besten geeignet.
Praktische Beispiele und Anwendung in Unternehmen
Losgrößenmodelle finden Anwendung in:
✅ Produktion (z. B. Maschinenbau, Automobilindustrie)
✅ Handel (z. B. Lagerbestandsoptimierung)
✅ Logistik (z. B. Transport- und Lieferkettenmanagement)
📌 Beispiel aus der Praxis
Ein Logistikunternehmen nutzt das Wagner-Whitin-Modell, um den Transport von Waren zwischen Lagerhäusern zu optimieren. Dadurch werden Überbestände und unnötige Transporte reduziert.
Mögliche Fragestellungen | Häufig gestellte Fragen (FAQs)
1. Welche Faktoren beeinflussen die optimale Losgröße?
Die wichtigsten Faktoren sind:
- Bestellkosten
- Lagerkosten
- Nachfrage (konstant oder variabel)
- Produktionskapazität
2. Wann sollte das EOQ-Modell verwendet werden?
Das EOQ-Modell eignet sich, wenn die Nachfrage konstant ist und keine großen Schwankungen auftreten.
3. Was ist der Unterschied zwischen deterministischen und stochastischen Modellen?
- Deterministische Modelle gehen von einer festen, vorhersehbaren Nachfrage aus.
- Stochastische Modelle berücksichtigen Unsicherheiten in der Nachfrage und arbeiten mit Wahrscheinlichkeiten.
4. Welche Nachteile haben Losgrößenmodelle?
- Sie setzen oft vereinfachte Annahmen voraus.
- Statische Modelle sind für dynamische Märkte weniger geeignet.
5. Welche Software-Tools unterstützen die Losgrößenplanung?
- SAP ERP
- Microsoft Excel (mit Solver-Funktion)
- APS-Systeme (Advanced Planning & Scheduling)
Zusammenfassung
Die nachfolgenden Punkte solltest du dir für deine Klausur merken.
📌 Losgrößenmodelle helfen Unternehmen, Produktions- und Bestellmengen zu optimieren und dabei Kosten zu minimieren.
📌 Es gibt deterministische, stochastische, statische und dynamische Modelle, die sich je nach Anwendung unterscheiden.
📌 Die richtige Wahl des Modells hängt von der Vorhersagbarkeit der Nachfrage, den Lagerkosten und den Produktionskapazitäten ab.
📌 Praxisbeispiele zeigen, dass Unternehmen durch den Einsatz geeigneter Modelle Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen erzielen können.
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