Die Bruttobedarfsrechnung ist ein zentraler Bestandteil der Materialbedarfsplanung in der Produktion. Sie dient dazu, den gesamten Bedarf an Material eines Unternehmens zu berechnen, ohne Berücksichtigung der Lagerbestände oder bereits geplanter Bestellungen. Diese Methode stellt sicher, dass alle benötigten Materialien, Rohstoffe und Bauteile in ausreichender Menge bereitgestellt werden, um die geplante Produktion zu gewährleisten.

Was ist die Bruttobedarfsrechnung?
Definition
Die Bruttobedarfsrechnung ermittelt den gesamten Materialbedarf für einen Produktionsprozess oder eine bestimmte Produktionsperiode. Sie geht davon aus, dass keinerlei Bestände oder offene Bestellungen vorhanden sind und berechnet somit den gesamten Bedarf an Material auf Basis der geplanten Produktionsmenge und der Stücklisten.
Die Berechnung des Bruttobedarfs ist die Grundlage für die weitere Bedarfsplanung und wird oft im ersten Schritt der Materialbedarfsplanung durchgeführt, bevor die Netto-Bedarfsrechnung Lagerbestände und Bestellungen einbezieht.

Bedeutung der Bruttobedarfsrechnung in der Produktion
Die Berechnung des Bruttobedarfs liefert Unternehmen eine erste Übersicht über den gesamten Materialbedarf, der zur Produktion erforderlich ist. Sie gibt wichtige Hinweise auf:
- Die benötigten Rohstoffe und Komponenten,
- Die notwendigen Materialmengen,
- Die Anforderungen für die kommenden Produktionszyklen.
Durch eine genaue Berechnung des Bruttobedarfs können Produktionsengpässe vermieden und die rechtzeitige Verfügbarkeit von Materialien sichergestellt werden.
Vorgehen bei der Bruttobedarfsrechnung
Die Berechnung des Bruttobedarfs erfolgt in mehreren Schritten, die eng mit den Produktionsplänen und den Stücklisten des Unternehmens verknüpft sind:
-
Ermittlung des Primärbedarfs: Der Primärbedarf umfasst die Endprodukte, die für den Markt oder den internen Gebrauch hergestellt werden sollen. Dieser Bedarf wird aus Produktionsplänen oder Kundenaufträgen abgeleitet.
-
Stücklistenauflösung: Um den Sekundärbedarf (Bedarf an Material für die Endprodukte) zu ermitteln, wird die Stückliste aufgelöst. Die Stückliste enthält alle Komponenten, Bauteile und Materialien, die zur Herstellung eines Produkts erforderlich sind.
-
Ermittlung des Sekundärbedarfs: Der Sekundärbedarf gibt an, welche Materialien und in welcher Menge benötigt werden, um den Primärbedarf zu decken. Dabei wird die Menge jedes Einzelteils auf Basis der Stückliste und der geplanten Produktionsmenge berechnet.
-
Berücksichtigung des Tertiärbedarfs: Zusätzlich zu den Rohstoffen und Bauteilen, die für die Produktion der Endprodukte benötigt werden, muss auch der Bedarf an Hilfs- und Betriebsstoffen wie Schmiermittel, Energie oder Verpackungsmaterialien ermittelt werden.
-
Zusammenführung des Bruttobedarfs: Der Bruttobedarf ergibt sich aus der Summe des Primär-, Sekundär- und Tertiärbedarfs und stellt den gesamten Bedarf an Material ohne Berücksichtigung von Lagerbeständen dar.
Beispiel 1 einer Bruttobedarfsrechnung

Angenommen, ein Unternehmen plant die Produktion von 200 Fahrrädern. Jedes Fahrrad besteht aus:
- 2 Rädern,
- 1 Rahmen,
- 2 Bremsen.
Um den Bruttobedarf zu berechnen, werden die Materialmengen für die geplanten 200 Fahrräder wie folgt ermittelt:
- Räder: 2 x 200 = 400 Stück,
- Rahmen: 1 x 200 = 200 Stück,
- Bremsen: 2 x 200 = 400 Stück.
Der Gesamt-Bruttobedarf für die Fahrräder beträgt somit 400 Räder, 200 Rahmen und 400 Bremsen.
Beispiel 2 einer Bruttobedarfsrechnung

Ein Unternehmen möchte 100 Tische produzieren. Jeder Tisch besteht aus:
- 4 Tischbeinen,
- 1 Tischplatte,
- 8 Schrauben.
Bruttobedarf berechnen:
- Tischbeine: 4 × 100 = 400 Stück
- Tischplatten: 1 × 100 = 100 Stück
- Schrauben: 8 × 100 = 800 Stück
Der Bruttobedarf beträgt insgesamt:
400 Tischbeine, 100 Tischplatten und 800 Schrauben.
Vorteile der Bruttobedarfsrechnung
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Klare Bedarfsermittlung: Die Bruttobedarfsrechnung bietet eine präzise und umfassende Übersicht über den Bedarf an Material , was die Grundlage für weitere Planungs- und Beschaffungsprozesse bildet.
-
Vermeidung von Engpässen: Durch die frühzeitige Ermittlung des Bedarfs können Unternehmen rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, um Materialengpässe in der Produktion zu vermeiden.
-
Effiziente Produktionsplanung: Die Berechnung des Bruttobedarfs ermöglicht eine fundierte Planung der Materialbeschaffung, was den gesamten Produktionsprozess effizienter gestaltet.
-
Basis für die Netto-Bedarfsrechnung: Die Bruttobedarfsrechnung bildet die Grundlage für die weiterführende Netto-Bedarfsplanung, bei der Lagerbestände und bereits getätigte Bestellungen berücksichtigt werden.
Herausforderungen der Bruttobedarfsrechnung
-
Fehlende Bestandsberücksichtigung: Da die Berechnung des Bruttobedarfs keinerlei Rücksicht auf Lagerbestände nimmt, könnte sie den Bedarf überschätzen, wenn nicht rechtzeitig zur Netto-Bedarfsrechnung übergegangen wird.
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Schwankungen in der Nachfrage: In Märkten mit starker Nachfrageschwankung kann die Berechnung des Bruttobedarfs schwer anpassbar sein, da sie auf festen Produktionsplänen basiert.
-
Komplexität bei vielen Produktvarianten: Bei Unternehmen mit einer hohen Anzahl an Produktvarianten kann die Auflösung der Stücklisten und die Ermittlung des Bruttobedarfs schnell sehr komplex werden.
Optimierung der Bruttobedarfsrechnung
-
Automatisierung durch ERP-Systeme: Die Berechnung des Bruttobedarfs kann mithilfe moderner ERP-Systeme automatisiert werden. Diese Systeme ermöglichen es, Produktionspläne und Stücklisten digital zu verwalten und den Bruttobedarf automatisch zu berechnen.
-
Regelmäßige Aktualisierung der Produktionspläne: Unternehmen sollten ihre Produktionspläne regelmäßig anpassen, um sicherzustellen, dass der Bruttobedarf stets aktuell ist und den realen Produktionsanforderungen entspricht.
-
Integration mit der Netto-Bedarfsrechnung: Um den tatsächlichen Bedarf an Material besser zu erfassen, sollte die Berechnung des Bruttobedarfs schnell in die Netto-Bedarfsrechnung überführt werden, damit Lagerbestände und Bestellungen einbezogen werden können.
Unterschied zwischen Brutto- und Nettobedarfsrechnung
Während die Bruttobedarfsrechnung den gesamten Materialbedarf ermittelt, berücksichtigt die Netto-Bedarfsrechnung bereits vorhandene Lagerbestände und offene Bestellungen. Die Berechnung des Bruttobedarfs stellt somit den ersten Schritt der Materialbedarfsplanung dar, auf den die detaillierte Bedarfsplanung aufbaut.
Aspekt | Bruttobedarfsrechnung | Nettobedarfsrechnung |
---|---|---|
Definition | Berechnung des gesamten Materialbedarfs | Berücksichtigung von Lagerbeständen |
Grundlage | Produktionspläne und Stücklisten | Bruttobedarf und vorhandene Bestände |
Ziel | Erste Übersicht über den Materialbedarf | Ermittlung des tatsächlichen Beschaffungsbedarfs |
Mögliche Fragestellungen | Häufig gestellte Fragen (FAQs)
1. Was ist der Unterschied zwischen Bruttobedarf und Nettobedarf?
Der Bruttobedarf gibt den gesamten Bedarf an Material ohne Berücksichtigung von Lagerbeständen und Bestellungen an. Der Nettobedarf berücksichtigt hingegen bereits vorhandene Materialien und gibt an, wie viel Material tatsächlich beschafft werden muss.
2. Wann sollte die Bruttobedarfsrechnung durchgeführt werden?
Die Bruttobedarfsrechnung wird in der Regel im ersten Schritt der Materialbedarfsplanung durchgeführt, bevor der Lagerbestand und Bestellungen einbezogen werden.
3. Was passiert nach der Berechnung des Bruttobedarfs?
Nach der Ermittlung des Bruttobedarfs erfolgt die Netto-Bedarfsrechnung, bei der Lagerbestände und offene Bestellungen berücksichtigt werden, um den tatsächlichen Bestellbedarf zu ermitteln.
4. Wie kann die Berechnung des Bruttobedarfs automatisiert werden?
Moderne ERP-Systeme bieten Funktionen zur automatisierten Bruttobedarfsrechnung. Sie verarbeiten Produktionspläne und Stücklisten und ermitteln den Bedarf an Material in Echtzeit.
5. Welche Daten werden für die Bruttobedarfsrechnung benötigt?
Für die Berechnung des Bruttobedarfs sind genaue Produktionspläne sowie Stücklisten erforderlich, die den Bedarf an Material für jedes Endprodukt festlegen.
Zusammenfassung
Die Berechnung des Bruttobedarfs ist ein unverzichtbares Instrument in der Materialbedarfsplanung. Sie bildet die Grundlage für eine präzise und effiziente Planung der Materialbeschaffung und ermöglicht es Unternehmen, den gesamten Bedarf an Material schnell und exakt zu ermitteln. Durch den Einsatz moderner ERP-Systeme und eine enge Verzahnung mit der Netto-Bedarfsrechnung kann die Bruttobedarfsplanung weiter optimiert werden, um Engpässe zu vermeiden und den Materialfluss in der Produktion zu gewährleisten.
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