In diesem Kurstext gehen wir auf die Lieferketten als Konstruktionskriterium ein.
Für ein optimales Verständnis hilft dir ein anschauliches Beispiel zu dem Thema.
Lieferketten – Technische Anforderungen
Wie wir bereits in den vorangegangenen Kurstexten gesehen haben, ist die richtige Werkstoffauswahl entscheidend für die Funktionstüchtigkeit und Beständigkeit sowie in der Gesamtheit der Qualität eines Bauteils. Stellt sich nun die Frage wie gelangen die Rohstoffe, Hilfsstoffe und andere Betriebsmittel an den Ort ihrer Bestimmung.
Im ersten Schritt startet die Lieferkette mit der Beschaffung von Rohstoffen, Hilfsstoffen, Betriebsmitteln und Werkstoffen, welche in die Produktion zur Erzeugung von Vorleistungsgütern eingehen.
Lieferkette – Definition und Bestandteile
In der verkürzten Darstellung setzt sich eine Lieferkette aus den drei Bereichen – Zulieferer – Produzent – Kunde zusammen. Diese Triade (Dreiheit) greift aber viel zu kurz und gilt als oberflächlich, da sie die Globalisierung fast komplett auslässt.
In vielen Fachbüchern wird die Lieferkette als Netzwerk von unterschiedlichen Organisationen definiert, welche durch vorgelagerte und nachgelagerte Verknüpfungen an den unterschiedlichen Prozessen und Tätigkeiten der Wertschöpfung in Form von Produkten [aber auch Dienstleistungen] für den Endkunden beteiligt sind.
Die Lieferkette eines Produkts umfasst das
- erzeugende Unternehmen,
- dessen Zulieferer,
- die Zulieferer der Zulieferer,
- die Kunden,
sowie
- die Kunden der Kunden.
Es gilt immer zu beachten, dass auch der Endkunde ein Teil der Lieferkette ist.
Lieferketten – Störungen innerhalb der Lieferkette
Je länger die Lieferkette, also je mehr Akteure beteiligt sind und je länger die Transportwerte mit unterschiedlichen Verkehrsträgern, umso störanfälliger ist auch die Lieferkette.
Nicht selten steht ein Konstrukteur vor der Problematik, dass die oben genannten Produktionsfaktoren aus dem Ausland importiert werden müssen. Dies birgt ein gewisses Erfüllungsrisiko durch den Lieferanten.
Problem: Störungen der Lieferkette – Ausland
Faktoren, welche eine Lieferkette stören können:
- Importverbote (Gefahrenstoffe)
- Embargos (im Rahmen politischer Entscheidungen)
- Lieferengpässe (Fehlende Kapazitäten auf dem Weltmarkt)
oder - höhere Gewalt (Naturkatastrophen, Verkehrsunglücke [Schiff havariert])
Problem: Störungen der Lieferkette – Inland
Auch im Inland treten unterschiedliche Faktoren auf, die eine Störung der Lieferketten begünstigen können:
- Betriebsstörungen (Maschinenausfälle eines Zulieferers)
- Streiks (Mitarbeiter legen die Arbeit nieder – Zulieferer, Spediteure)
- Lieferengpässe (Fehlende Kapazitäten auf dem inländischen Markt)
oder - höhere Gewalt (Naturkatastrophen, Verkehrsunglücke [LKW verunglückt, Güterzug entgleist])
Lösung: Streuung der Lieferketten
Diese Risiken, egal ob inländisch oder ausländisch verursacht, lassen sich durch eine Streuung auf mehrere Lieferanten für dasselbe Vorleistungsgut, auch Importe aus verschiedenen Staaten weitestgehend minimieren.
Beispiel – Automobilherstellung (Karosserie)
In den meisten Fahrzeugen kommt für die Erzeugung von Karosserieteilen Stahl zum Einsatz.
In diesem Beispiel zeigen wir dir die grobe Lieferkette hierzu auf:
Als Eingangsstoff für die Automobilherstellung steht das Eisenerz.
(Kunststoffteile, Textilien, usw. werden hier nicht betrachtet, haben aber ebenfalls eigene Lieferketten)
- Das Eisenerz wird in einem Bergwerk oder im Tagebau gefördert und anschließend an ein Stahlwerk verkauft. (Lieferung 1)
- Das Stahlwerk schmilzt das Eisenerz und erzeugt über mehrere Prozessschritte Stahlblöcke, die zu aufgerollten Blechen (Coils) gewalzt und an den Autozulieferer verkauft werden. (Lieferung 2)
- Der Autozulieferer verarbeitet die Bleche zu Karosserie-Teilen und verkauft diese dann an den Autohersteller. (Lieferung 3)
- Der Autohersteller verbaut dieses Karosserieteil nun in ein Fahrzeug, welches im fertiggestellten Zustand dann über eine Vertriebskette an den Händler verkauft wird (Lieferung 4 + (x [?])
- Im letzten Schritt verkauf der Händler das Fahrzeug an einen Verbraucher (Dieser könnte dann sogar das Bergwerk (1.) sein). ( Lieferung 5)
Lieferkette als Konstruktionskriterium
Die oben genannten Punkte, zeigen, dass die richtige Wahl von Lieferketten für eine Konstruktion sehr ausschlaggebend sind. So kann ein Konstrukteur nur dann die richtigen Werkstoffe auswählen und beziehen, sofern hier auch intakte und effiziente Lieferketten vorliegen.
- Eine intakte Lieferkette liegt vor, wenn alle “Kettenglieder” ihre Teile vorrätig und lieferbar haben.
- Eine effiziente Lieferkette ist gegeben, wenn alle “Kettenglieder” ihre Teile auch in kurzen Zeiträumen und der geforderten Qualität liefern können. (Stichwort: Just-in-Time-Produktion)
Nachdem wir uns jetzt ausführlich mit den unterschiedlichen Konstruktionskriterien, wie den Lieferketten, befasst haben, schauen wir uns im nächsten Abschnitt die technischen Aspekte einer Konstruktion an.
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