Der waagerechte Wurf ist ein klassisches Thema der Kinematik und bildet die Grundlage für das Verständnis vieler physikalischer Phänomene. In diesem umfassenden Leitfaden erfährst du alles Wissenswerte über den waagerechten Wurf – von der Definition über die zugrunde liegenden Formeln bis hin zu praxisnahen Beispielen und häufig gestellten Fragen.
Was ist der waagerechte Wurf?
Definition
Ein waagerechter Wurf beschreibt die Bewegung eines Körpers, der mit einer Anfangsgeschwindigkeit parallel zum Horizont geworfen wird und sich anschließend unter dem alleinigen Einfluss der Schwerkraft bewegt. Dabei setzt sich die Bewegung aus zwei Komponenten zusammen:
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Horizontale Bewegung (x-Richtung): gleichförmig mit konstanter Geschwindigkeit.
-
Vertikale Bewegung (y-Richtung): gleichmäßig beschleunigt durch die Erdanziehungskraft.
Die resultierende Bahnkurve ist eine Wurfparabel mit dem Abwurfort als Scheitelpunkt.

Nachdem wir uns die Bewegung in nur eine Koordinatenrichtung angeschaut haben, wollen wir uns als nächstes die Bewegung eines Körpers in der Ebene anschauen. Dies ist ein waagerechter Wurf.
Die Angaben über Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung sind nun von zwei Koordinaten abhängig. Führen wir das x,y-Koordinatensystem ein, so bewegt sich der Körper ab jetzt nicht mehr nur in x-Richtung, sondern ebenfalls in y-Richtung.

Eine ebene Bewegung kannst du dir vorstellen, wenn du von oben auf einen Billardtisch schaust. Um die Position einer Kugel angeben zu können, musst du sowohl die Schritte in x-Richtung als auch die Schritte in y-Richtung angegeben.
Weitere ebene Bewegungen sind der waagerechte und der senkrechte Wurf, welche für dich prüfungsrelevant sind. In dieser Lerneinheit betrachten wir den waagerechten Wurf und in der folgenden Lerneinheit den senkrechten Wurf.
Waagerechter Wurf – Beispiele im Alltag
Ein waagerechter Wurf tritt auch im Alltag vielseitig auf, wie nachfolgende Beispiele belegen:
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Werfen eines Balls: Wenn du einen Ball waagerecht wirfst, ohne dabei eine Aufwärts- oder Abwärtsbewegung zu verleihen, folgt der Ball einer waagerechten Bahn. Ein Beispiel dafür ist das Werfen eines Fußballs oder eines Baseballs.
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Abschuss eines Modellflugzeugs: Beim Start eines Modellflugzeugs erfolgt der Abschuss normalerweise horizontal, um es in die Luft zu bringen. Das Modellflugzeug folgt dann einer waagerechten Flugbahn.
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Anstoß beim Billard: Beim Billard wird die Kugel häufig waagerecht angestoßen, um sie in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Dieser Stoß erzeugt eine waagerechte Bewegung der Kugel.
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Abschuss eines Pfeils: Wenn du einen Pfeil mit einem Bogen abschießt, wird er in einer waagerechten Bahn fliegen, wenn der Winkel des Abschusses entsprechend eingestellt ist und keine Aufwärts- oder Abwärtsbewegung beabsichtigt ist.
Diese Beispiele zeigen Situationen im Alltag, bei denen ein Objekt horizontal abgeschossen oder geworfen wird, um eine waagerechte Bewegung zu erzeugen.
Waagerechter Wurf – Diagramm

Nachdem du die gleichförmige Bewegung (konstante Geschwindigkeit) und die gleichmäßig beschleunigte Bewegung (konstante Beschleunigung) kennengelernt hast, können wir uns den waagerechten Wurf anschauen. Hierbei handelt es sich um eine Bewegung in der Ebene. Die y-Achse stellt die Flughöhe dar, die x-Achse die Flugweite.
Beim waagerechten Wurf erfolgt eine gleichförmige Bewegung (konstante Geschwindigkeit) in x-Richtung und eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung (konstante Beschleunigung) infolge der Erdanziehung in y-Richtung.
Betrachten wir den waagerechten Wurf mal etwas genauer:
- Die Bewegung in x-Richtung erfolgt durch den horizontalen Abwurf des Körpers (in x-Richtung), die Bewegung in y-Richtung erfolgt durch die Erdanziehung des Körpers senkrecht nach unten mit der Fallbeschleunigung
(freier Fall). Die Flugbahn beim waagerechten Wurf ist eine Parabel.
- Die Anfangsgeschwindigkeit
(auch: Abwurfgeschwindigkeit) beim waagerechten Wurf ist gleich der Geschwindigkeit
in x-Richtung, da angenommen wird, dass der Abwurf des Körpers (zum Beispiel eines Balls) waagerecht erfolgt, also in x-Richtung.
- Für die Bewegung in x-Richtung verwenden wir demnach die Gleichungen der gleichförmigen Bewegung und für die Bewegung in y-Richtung die Gleichungen des freien Falls und müssen diese miteinander verknüpfen.
Waagerechter Wurf – Formeln
Als nächstes wollen wir uns die Gleichungen anschauen, die du für die Berechnungen benötigst, wenn ein waagerechter Wurf gegeben ist.
Waagerechter Wurf – Bewegungen
(1) Bewegung in x-Richtung (gleichförmige Bewegung)
Wie weit der Ball in x-Richtung fliegt, zeigt die obige Gleichung in Abhängigkeit von der Zeit . Hierbei ist
die waagerechte Abwurfgeschwindigkeit
und damit gleichzeitig die Geschwindigkeit in x-Richtung
. Da es sich hier um eine gleichförmig beschleunigte Bewegung handelt, ist die Geschwindigkeit
in x-Richtung konstant.
(2) Bewegung in y-Richtung (freier Fall)
Betrachten wir nur die Bewegung in y-Richtung, so handelt es sich hier um den freien Fall mit der Fallbeschleunigung g = 9,81 m/s². Wir wollen als nächstes die Bewegung in x-Richtung und die Bewegung in y-Richtung miteinander verknüpfen.
Dazu betrachten wir beide Formeln:
(1)
(2)
Zunächst lösen wir die Gleichung (2) nach auf:
Um alleine stehen zu haben, ziehen wir auf beiden Seiten die Wurzel und erhalten somit die Zeit in Abhängigkeit von der Bewegung in y-Richtung:
(3)
Wurfweg, Wurfbahn und Wurfzeit
Als nächstes setzen wir (3) in die Gleichung (1) ein:
Wurfweg
Und schon haben wir den Weg in x-Richtung vom Weg
in y-Richtung abhängig gemacht. Diese Gleichung gibt den Weg des Körpers in x-Richtung an.
Lösen wir die Gleichung nach auf, so haben wir den Weg in y-Richtung in Abhängigkeit vom Weg in x-Richtung gegeben:
Wurfbahn
Diese Gleichung gibt die Wurfbahn des Körpers an und ist eine Parabel. Für die Bestimmung der Zeit verwenden wir die Fallzeit, da die Zeit, die der Körper fällt, mit der Wurfzeit übereinstimmen muss:
Wurfzeit
Waagerechter Wurf – Geschwindigkeiten
Die Geschwindigkeit in x-Richtung ist beim waagerechten Wurf konstant und gleich der Anfangsgeschwindigkeit, da der Wurf in x-Richtung durchgeführt wird
Geschwindigkeit in x-Richtung
Die Geschwindigkeit in y-Richtung nimmt aufgrund der Fallbeschleunigung linear zu:
Die momentane Geschwindigkeit in Flugrichtung wird mit Hilfe des Satz des Pythagoras aus den Geschwindigkeitskomponenten bestimmt.
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Zusammenfassung der Formeln
Wir fassen die für die relevanten Gleichungen beim waagerechten Wurf in der folgenden Tabelle zusammen, damit du die Gleichungen immer im Blick hast:
![]() |
Wurfweg |
![]() |
Wurfbahn / Wurfparabel |
![]() |
Zeit |
![]() |
Geschwindigkeit in x-Richtung |
![]() |
Geschwindigkeit in y-Richtung |
![]() |
resultierende Geschwindigkeit |
Mithilfe der obigen Gleichungen können wir nun beginnen, die nachfolgende Aufgabe zu lösen.
Beispiel: Waagerechter Wurf
Flugweite und Flugdauer
Da wir hier einen waagerechten Wurf betrachten, der Körper also in x-Richtung abgeworfen wird, ist die Anfangsgeschwindigkeit gleich der Geschwindigkeit in x-Richtung:
Die Masse des Körpers ist hier nicht relevant (siehe Freier Fall). Die Kugel wird aus einer Höhe von abgeworfen. Der gesamte Weg in y-Richtung beträgt somit 15m.
Die Flugweite ist nichts anderes als der Wurfweg:
Zur Berechnung der gesamtem Flugweite bzw. des gesamten Wurfweges ( = gesamter zurückgelegter Weg) benötigen wir den gesamten zurückgelegten Weg in y-Richtung. Der gesamte Weg in y-Richtung ist nichts anderes als die Höhe
, aus welcher die Kugel fallen gelassen wird.
Gesamter Wurfweg / Flugweite
Als nächstes setzen wir alle Werte in die obige Gleichung ein:
Die Kugel weist eine Flugweite von 7m auf.
Flugzeit
Wir wollen noch wissen, wie lange die Kugel fliegt, bis diese auf dem Boden landet. Dazu können wir eine der folgenden Gleichungen heranziehen.
Flugzeit / Wurfzeit
Einsetzen der gegebenen Werte in die obige Gleichung führt zu:
Die Kugel fliegt insgesamt 1,75s bis diese auf den Boden auftrifft.
Aufprallgeschwindigkeit
Die Geschwindigkeit setzt sich beim waagerechten Wurf aus der konstanten Geschwindigkeit in x-Richtung und der zunehmenden Geschwindigkeit
(infolge der Erdanziehung) in y-Richtung zusammen. Die Abwurfgeschwindigkeit (bzw. Anfangsgeschwindigkeit)
ist gleich der Geschwindigkeit in x-Richtung. Diese Geschwindigkeit ist konstant, also auch unmittelbar beim Aufprall in x-Richtung gegeben:
Die Geschwindigkeit in y-Richtung nimmt linear zu, infolge der Fallbeschleunigung und ist damit abhängig von der Zeit , welche die Kugel fällt:
Da wir die Aufprallgeschwindigkeit suchen, also die Geschwindigkeit kurz vor dem Aufprall der Kugel auf den Boden, müssen wir für die Zeit die gesamte Fallzeit
einsetzen:
Wir haben nun die beiden Geschwindigkeiten gegeben und können somit die Aufprallgeschwindigkeit mittels Satz des Pythagoras wie folgt berechnen:
Die Kugel schlägt mit einer Geschwindigkeit von 17,63 m/s auf dem Boden auf.
Waagerechter Wurf – Ausnahmen / Störfaktoren
Hier sind einige solcher Ausnahmen:
-
Wurf auf geneigter Ebene: Wenn ein Objekt auf einer geneigten Ebene waagerecht geworfen wird, kann es eine Bewegung entlang der geneigten Oberfläche ausführen. Die Komponente der Geschwindigkeit, die entlang der geneigten Ebene gerichtet ist, wird die Bewegung beeinflussen und sie von einer rein horizontalen Bahn abweichen lassen.
-
Luftwiderstand: Bei höheren Geschwindigkeiten und bei Objekten mit großer Oberfläche kann der Luftwiderstand eine Rolle spielen und die Bewegung beeinflussen. Der Luftwiderstand kann dazu führen, dass ein scheinbar waagerecht geworfenes Objekt eine aufwärts oder abwärts gerichtete Komponente der Bewegung erhält.
-
Einfluss anderer Kräfte: In einigen Fällen können andere Kräfte, wie z. B. magnetische oder elektrostatische Kräfte, auf ein Objekt wirken und seine Bewegung beeinflussen. Diese Kräfte können eine Komponente der Bewegung hinzufügen oder sie von der rein horizontalen Bahn abweichen lassen.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Ausnahmen spezielle Fälle in Bereich waagerechter Wurf darstellen, in denen bestimmte Kräfte oder Bedingungen die Bewegung beeinflussen. In den meisten alltäglichen Situationen ist ein waagerechter Wurf jedoch eine geeignete Annäherung, um die Bewegung von Objekten zu beschreiben, die ohne eine vertikale Komponente der Geschwindigkeit abgeschossen oder geworfen werden.
Mögliche Fragestellungen | Häufig gestellte Fragen (FAQs)
1. Wie beeinflusst die Anfangsgeschwindigkeit die Wurfweite?
Die Wurfweite ist direkt proportional zur Anfangsgeschwindigkeit. Eine höhere Anfangsgeschwindigkeit führt zu einer größeren Wurfweite, da der Körper mehr Zeit benötigt, um den Boden zu erreichen.
2. Welche Rolle spielt die Abwurfhöhe beim waagerechten Wurf?
Eine größere Abwurfhöhe verlängert die Flugzeit, da der Körper länger fällt. Dies führt ebenfalls zu einer größeren Wurfweite, da der Körper mehr Zeit hat, sich horizontal zu bewegen.
3. Wie wirkt sich der Luftwiderstand auf den waagerechten Wurf aus?
In der idealisierten Betrachtung wird der Luftwiderstand vernachlässigt. In der Realität kann er jedoch die Flugbahn beeinflussen, insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten oder großen Oberflächen des Körpers.
4. Warum ist die horizontale Geschwindigkeit konstant?
Da in horizontaler Richtung (idealerweise) keine Kräfte wirken, bleibt die horizontale Geschwindigkeit konstant. Es gibt keine Beschleunigung oder Verzögerung in dieser Richtung.
5. Was ist der Unterschied zwischen waagerechtem und schrägem Wurf?
Beim waagerechten Wurf erfolgt der Abwurf parallel zum Horizont, während beim schrägen Wurf der Abwurf unter einem Winkel erfolgt. Dies führt zu unterschiedlichen Flugbahnen und Berechnungen.
Zusammenfassung
Der waagerechte Wurf ist eine grundlegende Bewegung in der Physik, die sich aus einer gleichförmigen horizontalen Bewegung und einer gleichmäßig beschleunigten vertikalen Bewegung zusammensetzt. Die resultierende Flugbahn ist eine Parabel, deren Eigenschaften durch verschiedene Parameter wie Anfangsgeschwindigkeit und Abwurfhöhe beeinflusst werden. Das Verständnis dieser Bewegung ist essenziell für viele Anwendungen in der Physik und Technik.
Nachdem du jetzt das Thema Waagerechter Wurf kennengelernt hast, folgt in der folgenden Lerneinheit die Betrachtung des schrägen Wurfs.
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